Den Vortrag fand ich nicht schlecht. Ja, ein bißchen abstraktes CEO-Gelaber, und darüber, ob die Unterstellung, dass er nur seine Webseite pitchen und darauf hinarbeiten will dass andere (leicht beeinflussbare und impulsiv handelnde) CEOs ihre direkten Untergebenen dazu verdonnern, im Rahmen einer dieser in Stellenausschreibungen immer wieder angepriesenen Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen einen seiner Maps-Trainingskurse zu belegen, nun „böswillig“ oder „offensichtlich, nahe liegend und nachvollziehbar“ ist, könnte man lange streiten. Aber die technisch-konzeptuelle Rechtfertigung seiner Darstellung in diesen Maps geht weeeit über das hinaus, was man sonst als Rechtfertigung für irgendeine visuelle Darstellung in PowerPoint-Folien sieht (auch wenn die Latte nicht sehr hoch liegt - diese Rechtfertigung pendelt meistens zwischen „Sieht hübsch aus“ und „Füllt eine weitere Folie“
), passt zu Dingen, die man selbst beobachten kann, und bietet zumindest das Potential, dort bis zu einem gewissen Grad „Handlungsanweisungen“ (oder Erkenntnisse, vielleicht sogar „wahrscheinliche zukünftige Entwicklungen“ im Sinne des „Movements“, wie er es nennt) abzuleiten. Hab’s zumindest mal jemandem forgewardet. Das kommt nicht sooo oft vor.
Übertragen auf das Beispiel, das du dann noch ausformulierst: Das stimmt sicher, bis zu einem gewissen Grad. Immer mehr bewegt sich „auf die rechte Seite“ dieser Maps. Die Fragen, die sich ergeben, sind: Was bewegt sich dort hin, wie sieht es aus, wenn es dort angekommen ist, und gegebenenfalls: Was bedeutet das für den einzelnen?
Er vergleicht die Zuständigkeiten (von links nach rechts) ja mit „Erforschern“ für den experimentellen/customisierten Teil, „Siedlern“ für den Teil, der gerade dabei ist, sich zu festigen, und „Städteplanern“ für den Teil, der schon weitgehend gefestigt ist und dann wachsen (oder ggf. solider oder sonstwie „besser“ gemacht werden) soll. An welcher Stelle hat nun ein Informatiker welche Aufgabe? So ein „Full Stack DevOps-Experte“, wie er ja oft gefordert wird, kann aus meiner Sicht nichts davon richtig können, sondern eben alles nur ein bißchen. Und das ist schlecht (bis verheerend).
Das Problem, das ich sehe (und was mich nervt) ist, dass diese Trennung, Ordnung und Struktur in der Realität nicht vorzuliegen scheint. Elementarste Anforderungen scheinen da nicht erfüllt zu sein. Das bezieht sich auf alle Ebenen - z.B. auf Verläßlichkeit von Dingen, auf die man aufbaut (oder aufbauen sollte), oder auf die Möglichkeiten, in den sich ändernden Teilen schnell auf eben diese Änderungen zu reagieren.
Es ist schwierig (und vermutlich auch nicht zielführend) jetzt konkrete Beispiele zu nennen, teilweise aus „„politischen““/„„persönlichen““ Gründen, teilweise, weil ich sowas wie das leftPad
nicht überstrapazieren will, und wenn ich jetzt auf irgendwelche Github-Issues in „etablierten“ Libs verlinken würde, bei denen man sich fragt „Wie zur Hölle kann so ein Scheiß denn entstehen??!?!“ könnte das auch nur mit „Joa, das is’ halt ein Bug“ kommentiert werden.
Aber übertragen auf dein bildliches Beispiel: Wenn der Bau eines Autos im Daimler-Werk dem Erstellen einer Webseite im Node/Express/Docker/AWS-Stack entspräche, würde derjenige, der die Rückbank einbaut, sie mit dem Leder einer Kuh beziehen, die er selbst geschlachtet hat, und vielleicht noch einen solarbetriebenen Stabmixer einbauen, und das Auto hätte am Ende 8 Räder, keine Rückspiegel, würde 12 Tonnen wiegen, und wenn jemand den Fensterheber betätigt, fängt der Benzintank zu brennen an (leftPad weg->Babel kaputt).
Vieles wirkt auf haarsträubendSTe Weise wackelig und unausgereift, und das Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen absurd. Aber gerade wenn etwas in diesen Maps nach rechts wandern soll, braucht man Ingenieure (City Planners), um Verläßlichkeit zu schaffen, und auch „Ergonomie“ (d.h. bei Softwarekomponenten: Benutzbarkeit durch andere Entwickler). Das scheint komplett außen vor gelassen zu werden.
Aber vielleicht ist das ein falscher Eindruck, denn…
… ich habe wenige (d.h. sehr einseitige) Erfahrungen, und natürlich postuliere ich schon deswegen recht wenig - schon gar nicht sowas undifferenziertes wie „Das ist immer und überall so“ - sondern schildere (auf wenigen Erfahrungen und einigen Beobachtungen basierende) Eindrücke - wie „Ich sehe, dass das so gemacht wird, und Websuchen zeigen, dass das zumindest nicht unüblich ist“.
Das alles hat (wieder) recht wenig mit der ursprünglichen Frage zu tun, ob Informatiker heute noch Software entwickeln. Aber wenn sich die Antwort „Nein, tun sie nicht“ herauskristallisiert, dann sind sowohl die allgemeinere Frage „Was machen sie denn stattdessen?“ und „Wer entwickelt denn dann noch Software?“ durchaus On-Topic 