Große politische Themen aus dem Wochenende-Thread

Die Iren haben abgestimmt, und ich freue mich:

Finde ich auch gut, denn jetzt muss niemand mehr in unabwendbaren Fällen die Tortur nach England zu reisen auf sich nehmen.

Am befremdlichsten fand ich die “Argumente” der Abtreibungsgegner. Da wurde unterstellt, dass Frauen beim Aufhebung des Verbots gedankenlos und leichtfertig abtreiben würden. Ich möchte die Frau sehen, die sich so eine Entscheidung leicht macht. Und wäre es nicht auch die Bankrotterklärung der Menschheit, wenn die Menschen nur durch Vorschriften und Strafen zu “menschlichem” oder “moralischem(*)” Verhalten gezwungen würden? Rennen vielleicht Horden von Atheisten mordend, brandschanzend und vergewaltigend durch die Gegend, weil für sie die 10 Gebote nicht gelten? Ist mir bisher selbst hier im Wilden Osten recht selten begegnet.

(*) Wobei es meiner Meinung nach recht arrogant ist von einem Verein alter Säcke in Frauenkleidern, die Sex nur aus bronzezeitlichen Büchern oder im Beichtstuhl mit Chorknaben kennen, anderen ihre Moralvorstellungen überstülpen zu wollen. Jeder hat das Recht, zu glauben, was er will, aber diese Vereinnahmung anderer, dieser Anspruch auf den Besitz der alleinigen Wahrheit, ist einfach nur krank.

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Konjunktiv? Warum das? Natürlich werden die meisten Menschen nur durch die Angst vor Strafe von „falschem“ Verhalten abgehalten. Vielleicht schließe ich da zu sehr von mir auf andere, aber Ausschreitungen bei Demonstrationen, Plünderungen bei Stromausfällen oder Randalieren nach Fußballspielen, wenn man „in der Masse untergeht“ sprechen da ihre ganz eigene Sprache.

Nein. Das tun sie nicht, weil für sie trotzdem noch die Gesetze gelten, und sie bestraft werden könnten. Vielleicht sind nicht so viele Menschen „von Natur aus so böse“, dass sie bewußt und aus reiner Bösartigkeit Schaden anrichten würden (morden oder brandschatzen (nicht „schanzen“), wobei letzteres an der Grenze liegen könnte). Aber je weiter unten in der Maslowschen Bedürfnishierarchie ein Ziel liegt, umso weniger Rücksicht wird auf andere genommen.

Also… Ich möchte nicht gern mit dem Zug fahren, in dem die „randalierenden“ Fans des Fußballvereins Xyz gerade auf die möglicherweise auch „randalierenden“ Fans des Fußballvereins Zyx treffen, gegen die sie das Spiel („(Lokal)derby“) gerade verloren habn - auch, wenn ich weiß, dass am nächsten Bahnhof schon die nächste Hundertschaft alle in begrüßen nehmen kann…

Das ist nicht nur einfach Randalieren… Kinder und Frauen müssen schon geschützt werden (etwas übertrieben, aber naja :roll_eyes: ), und das gibt’s auch nur hier in De (und in England vielleicht, und in Frankreich vielleicht…)… Aber in den USA z. B. vergessen merican Football-Fans nach einem Match nicht einfach alle Regeln(!)…

Ich sehe das etwas positiver. So ist in Ländern, in denen „weiche“ Drogen legalisiert wurden, keinesfalls das öffentliche Leben zusammengebrochen. Bei solchen Gesetzesänderungen stellt man in fast allen Fällen fest, dass die Horrorszenarien der Konservativen schlicht nicht zutreffen. Ein anderes Beispiel sind Experimente zum bedingungslosen Grundeinkommen, wo sich die Prophezeihung, dass alle nur noch in der sozialen Hängematte liegen, auch nicht bestätigt haben. Die meisten Menschen verhalten sich - wie alle Primaten - gemäß einer Mischung von Opportunismus und Altruismus, und man kann über die Lebensumstände (Maslowsche Bedürfnispyramide u.s.w.) bestimmen, welcher Faktor die Oberhand gewinnt.

Beispiele wie die Gewalt von „Fans“ oder Demonstranten sind in der Tat abschreckend, aber auch hier sind die meisten Menschen friedlich. Ich fand z.B. traurig, dass in Hamburg viele sehr kreative Protestaktionen wie die grauen „Zombies“(*) wegen der Gewalt kaum Beachtung fanden. Auf der anderen Seite verhält sich der Staat in solchen Situationen auch oft sehr ungeschickt, obwohl die Mechanismen der Gruppendynamik gut bekannt sind, und liefert so eine „Rechtfertigung“ für Gewalttäter. Das muss nicht sein.

(*)

Ist Definitionssache. Als Teil von Deutschland, habe ich meine Armee in Mali, Somalia, Afgahnistan stationiert, die in meinem Auftrag, das morden und brandschatzen übernimmt.

Durch meinen Lebensstil und dem einhergehenden Schaden für Umwelt, Gesundheit, Resourcen und Sozialer Ungerechtigkeit, die ich damit Weltweit unterstütze, würde ich mich und die meisten anderen in diesem Lande lebenden doch zur Horde der Mordenden und Brandschatzenden zählen. Morden und Brandschatzen hat hier insofern einen Begriff, es nennt sich Alltag. Unabhängig ob Atheist, Monotheist und Polytheist.

Die 10 Gebote stammen noch aus dem Alten Testament. Das ist der Stand auf dem die Israelis stehengeblieben sind. Man sieht ja was da im Nahen Osten abgeht.

Christentum hat da mit Jesus und dem Neuen Testament ein Update bekommen. Bedingungslose Nächstenliebe und so. An und für sich gut, wenn da nicht immer so Spezialisten, die die Frohe Botschaft nur Verkünden sollten, anfangen würden das ganze zu interpretieren.

Leider ist Religion eines der wenigen Mittel um Erkenntnisse massentauglich über die Jahrtausende zu transportieren. Mit Atommüllendlagern hat man übrigens was ähnliches vor. Ein Orden der über die Gefahren von strahlenden Spaltprodukten und ihren Lagerstätten warnt.

Insofern würde ich mal sagen unter der Bankrotterklärung stehen gut und gerne 7 Mrd. Unterschriften. Vielleicht wären es weniger, wenn manche auch das Kleingedruckte lesen würden.

Der Vergleich mit den weichen Drogen erschließt sich mir nicht ganz. (Den Schaden, der durch Alkohol angerichtet wird, zu übertrumpfen, wäre aber selbst mit anderen Harten Drogen schwierig. Aber das nur nebenbei).

Du hast die “Lebensumstände”, die nun um einen oder anderen Verhalten führen sollten, nicht näher beschrieben. Aber allgemein kann man wohl sagen, dass eine Sache bewirkt, dass die allgemeine gesellschaftliche Situation “volatiler” wird (und das bezieht sich auf alle Ebenen: Schon innerhalb einer Familie mit zwei Kindern, in einer Vorstadt mit Yuppies und niedrig qualifizierten, in einem Land, wo die sprichwörtliche Schere immer weiter aufgeht, und zwischen (vor allem benachbarten) Ländern):

Ungerechtigkeit.

(Wo die Grenze verläuft zwischen “echter Ungerechtigkeit” und dem, was als ungerecht empfunden wird, aber lediglich auf dramatische Unterschiede der Fähigkeit zurückzuführen sind, konstruktive Beiträge zur Gesellschaft zu leisten, kann gerne diskutiert werden. Ich lehne mich dabei dann gerne zurück, und beobachte, wie der Palliativ-Krankenschwester, die sich fragt, ob die Managergehälter denn nun angemessen sind oder irgendein Sänger für einen Werbespot 40 Millionen Dollar bekommen muss, vorgeworfen wird, sie würde “eine Neiddebatte lostreten wollen” (oder in den US, sie wolle einen “class warfare” anzetteln).

Auf bestimmten Skalen kann man diesem (nochmal: auf allen Ebenen auftretenden!) Problem begegnen. Und auf nationaler Ebene könnte das das angesprochene bedingungslose Grundeinkommen sein. Es wäre schwierg - wie das bei wichtigen, großen, gesellschaftlichen Veränderungen nun mal so ist - aber könnte Vorteile bringen. Es gäbe sicher auch andere Ansätze, aber die sind auch nicht viel realistischer. (Steuern, die vom Einkommen/Gewinn abhängen, zum Beispiel). (Nein nein, ich meine wirklich - nicht nur auf dem Papier).

Wieso, es wurde doch auch „schlechtes“ Verhalten legalisiert, und die Gegner haben Horroszenarien an die Wand gemalt, die dann nicht eingetreten sind.

Ja, tatsächliche oder empfundene Ungerechtigkeit ist einer der Hauptgründe für unsoziales oder destruktives Verhalten. Getreu der Logik: Das „System“ oder „die da oben“ sind nicht fair, dann brauche ich es auch nicht zu sein.

Wobei es wiederum zu einer Rückkopplung kommt: Irgendwann wird es billiger und vor allem ungefährlicher, die Ungerechtigkeiten wenigstens ein wenig zurückzuschrauben, anstatt noch mehr Wasserwerfer zu kaufen.

Der Punkt, der mir nicht so richtig in den Kopf will: Untersuchungen zeigen immer wieder, dass eine zu große Ungleichheit in der Gesellschaft allen schadet, auch den Reichen, auch der Führungselite. Auch Elekrozäune und Bodyguards senken die Lebensqualität. Trotzdem scheint das bei den meisten Reichen nicht angekommen zu sein.

Interessanterweise kann man über einkommensabhängige Steuern zwar die Reichen ärgern, aber die Armen kaum entlasten. Dazu müsste man z.B. die Mehrwertsteuer senken:

https://www.wsj.com/articles/europe-has-a-whale-of-a-tax-problem-1501793392

Nun, dass bestimmte Drogen erlaubt sind, und andere nicht, ist weitgehend willkürlich (und mit “willkürlich” meine ich, dass die Tatsache, dass Alkohol erlaubt und Cannabis verboten ist hauptsächlich kulturell/historische Gründe hat - echte (“vernünftige”) Argumente gibt es da nicht). Aber wenn jemand (weiche) Drogen nimmt, dann schadet das ja niemandem, und “unmoralisch” ist es auch nicht.

Eigentlich ging es nur darum, dass mit “weiche Drogen”, Abtreibung und Morden+Brandschatzen irgendwie sehr unterschiedliche Baustellen aufgemacht werden.

Um also den bezug aufzugreifen, den du (anscheinend?!) hergestellt hast: Du gehst also nicht davon aus, dass liberalere Abtreibungsgesetze zu mehr Abtreibungen führen? (Da müßte man sich halt mal ein paar Zahlen ansehen…)

Davon gehe ich aus, und es gibt dazu auch Studien (die die Süddeutsche aber leider nicht nennt)

Nun, es ist schwierig. Bisher sind (gaaanz diffus gesprochen) Abtreibungen ja eher verboten - dann zu sagen, dass „die Rate nicht sinkt, wenn sie strafbewehrt sind“, setzt ja voraus, dass sie erst nicht strafbewehrt sind, und es dann später doch werden - also gerade das Gegenteil von dem, was ursprünglich im Raum stand. Die Studien sind nicht genannt, aber selbst wenn sie genannt wären, wäre es schwierig, ihre Verläßlichkeit einzuschätzen. Ich meine, … Studien halt :roll_eyes:

Die Titelfrage, die die SZ da aufgreift, klingt (und das wird durch den zweiten Teil des Artikels IMHO noch verstärkt) schon nach Meinungsmache. Natürlich kann man da unterschiedliche Ansichten haben, aber wenn dort deutsches oder amerikanisches Recht mit irgendwelchen Pfusch-Abtreibungen in Afrika vermengt werden, muss man schon fragen: Worum geht es da eigentlich? In Deutschland gibt es 100000 Abtreibungen pro Jahr. Der Anteil, der z.B. durch Vergewaltigungen verursacht wird, ist verschwindend gering, und wenn es darum ginge, müßte man das getrennt betrachten. Darum seien diese Fälle jetzt mal außen vor gelassen, und bezug genommen auf die ca. >95000 Abtreibungen, die aus anderen Gründen nötig sind. Welche Gründe sind das? Nun. Eigentlich fällt mir nur einer ein: Verantwortungslosigkeit. (Weiß jemand noch weitere? Ich bin für Argumente offen, aber … kann jetzt schon sagen, dass es schwierig wird, etwas zu nennen, was nicht zumindest eine Form von Verantwortungslosigkeit ist).

EDIT: Hab’ mal das „relevanteste“ aus dem WE-Thread hier übernommen

Keine Verhütungsmethode ist 100% sicher. Wenn ein Kondom runterrutscht, würde ich das nicht als „verantwortungslos“ bezeichenen. Dann lässt du Abtreibungen aus medizinischen Gründen (Risiko für die Mutter, schwere Schädigung des Embryos aus).

Nebenbei sehe ich den Unterschied zwischen der Pille und der „Pille danach“ nicht so richtig, für mich ist letzteres auch nicht „verantwortungslos“. Verantwortungslos finde ich abzuwarten und zu hoffen, dass frau nicht schwanger geworden ist, und dann abzutreiben.

Hier mal die Erfahrungen aus der DDR: Abtreibung in der DDR: von der Ausnahme zum Routine-Eingriff | MDR.DE
Zusammengefasst: Ja, es wurde erst einmal mehr abgetrieben, als es legalisiert wurde. Nach Verbesserung der Bedingungen für junge Familien fiel der Wert aber unter die Zahl vor der Legalisierung.

Für mich ergibt sich damit ein ganz klares Bild: Abgetrieben wird sowieso, legal oder - unter erheblichen Risiken - illegal. Wenn es den Abtreibungsgegnern wirklich darum ginge, ungeborenes Leben zu schützen, würden sie sich für eine kinderfreundlichere Gesellschaft (Kinderkrippen, Kindergärten, Unterstützung alleinerziehender Mütter) einsetzen, denn das ist der Hauptfaktor, der über die Zahl der Abtreibungen entscheidet. Das tun die meisten nicht, diesen Heuchlern sind Kinder egal, wenn sie erst einmal da sind. In Irland gab es ja gerade den Skandal, wo die katholische Kirche alleinerziehenden Müttern die Kinder mit staatlicher Hilfe entzogen hat, dann unter unfaßbaren Bedingungen ausgebeutet hat, und die, die das nicht überlebt haben, irgendwo verscharrt hat: Irland: Ein Massengrab für 800 Kinderleichen: Hölle auf Erden: Das Kinderheim im irischen Tuam - Panorama

Ja, die Fälle, wo medizinische Gründe vorliegen, hätte ich - neben dem schon genannten - wohl noch explizit erwähnen sollen, um den Punkt abzuhaken: Bei der groben (!) Schätzung von 95000 sollten schon „die Extremfälle“ (Vergewaltigung, Lebensgefahr etc) eingerechnet sein. (Falls ich mit der Annahme falsch liege, dass das nur wenige Prozent ausmacht, bescheid sagen - ich hatte zwar kurz auf statista . com nachgesehen, aber da müßte man für genaue Zahlen wohl mehr Zeit investieren).

Ich denke, man müsste da an verschiedenen Stellen ausdifferenzieren: Die reinen Zahlen, wie die aus dem DDR-Artikel, sind Indizien, und erlauben es, eine Hypothese aufzustellen - wie etwa, dass die Anzahl nach einer Legalisierung erstmal steigt und dann wieder fällt. Aber ob etwa das Fallen dann nicht auf Maßnhamen zurückzuführen ist, die dem beobachteten Anstieg gerade entgegen wirken sollen, müßte man auch genauer untersuchen.

Die Agumente von Abtreibungsgegnern können auf verschiedene Arten motiviert sein - im Kern hat es aber wohl meistens was mit „Ethik“ oder „Moral“ zu tun (egal ob religiös motiviert oder nicht). Bei der vermeintlichen Alternative der „kinderfreundlichen Gesellschaft“, die du andeutest, sehe ich einen Punkt etwas kritischer:

Nö. Ich meine, erstmal nicht so. Modulo der angedeuteten Extremfälle ist „alleinerziehende Mutter“ zu sein, auf eine Entscheidung zurückzuführen. Man könnte entlang der Schiene argumentieren, dass ja ein Mann eine Frau verlassen könnte, wenn sie schwanger wird. Und man könnte darauf eingehen, damit, dass die Frau sich ja für diesen Mann entschieden hat, und auf die Pflicht zu Unterhaltszahlungen verweisen (was das Mindeste ist, worin man in diesem Fall die Verantwortung des Mannes sehen kann). Aber vielleicht bin ich auch einfach nur naiv und altmodisch, wenn ich denke, dass eine Familie zu gründen und Kinder zu bekommen etwas sein sollte, wozu man sich nicht leichtfertig entscheidet - also nur, wenn man schon eine Weile zusammen ist, und einander gut genug kennt (und das Verantwortungsbewußtsein des jeweils anderen weit genug einschätzen kann), und sich gemeinsam darüber im Klaren ist, was das für die nächsten 18 Jahre bedeuten wird.

Vielleicht überschätze ich aber auch die Gefahr, dass irgendeine 16jährige duch verzerrt-feministische Indoktrination glaubt, sie sei eine ~„starke, unabhängige Frau, die jederzeit ein Kind bekommen „darf““, und das „ausnutzt“, um sich dann als „alleinerziehende Mutter“ als Opfer einer kinderfeindlichen Gesellschaft zu präsentieren und Forderungen zu stellen.

(Und nur um das, der Vollständigkeit halber, mal in den Raum zu stellen: Wer keinen Sex hat, bekommt keine Kinder. Natürlich kann ich das leicht sagen, und diejenigen, die da die Wahl haben, haben eben eine Entscheidung zu treffen - aber das heißt ja nur, dass die Verantwortung letztendlich doch bei jedem einzelnen liegt)

Mit dem Verweis auf die Irischen Heime kann ich nur bedingt etwas anfangen - außer, darauf zu verweisen, dass ich oben schon sagte, dass „moralisches“ Verhalten meistens erzwungen werden muss - und das offenbar auch für diejenigen gilt, die gelegentlich so tun, als hätten sie die Moral für sich gepachtet - und es mit dem, was als „gut und richtig“ angesehen wird, oft nicht so weit her ist, wenn man die Möglichkeit hat, sich für einen (falschen aber) einfacheren Weg zu entscheiden, ohne negative Konsequenzen fürchten zu müssen.

Ohne einen Nebenkriegsschauplatz aufmachen zu wollen finde ich es bedenklich, die „Pflicht“ des Kindsvaters einfach vorbehaltslos zu postulieren. Wieso soll ein Mann, der vorher klar gemacht hat, dass er keine Kinder will, und z.B. von der Frau über die Einnahme der Pille belogen wird, unterhaltspflichtig sein? Ein Grund, warum traditionelle Familien zerfallen ist, dass der Mann immer der Dumme ist: Er ist in der Pflicht, wenn die Frau Kinder bekommt - auch gegen seinen Willen. Er ist der Dumme, wenn es bei einer Trennung vor Gericht um die Kinder (und das gemeinsame Vermögen) geht. Es wäre auch eine Maßnahme für weniger Abtreibungen, die Rechte und damit auch die Rolle des Vaters zu stärken, denn dann wären auch wieder mehr Männer bereit, Verantwortung zu übernehmen. Es ist nur logisch, dass sich Männer, denen die Vaterrolle aufgezwungen wird, auf alle möglichen oder unmöglichen Arten davor zu drücken versuchen. Nur wenn Papa nach der „freudigen“ Nachricht plötzlich weg ist, kommen dann vielen Frauen Bedenken bezüglich ihrer Schwangerschaft.

Ich weiß, dass das eine sehr persönliche Entscheidung ist, aber unter den aktuellen Umständen würde ich mir eher meinen linken Zeh abkauen, als a) Kinder zu zeugen oder b) eine Frau mit Kind zu daten.

Ich finde, dass das sehr schön zeigt, dass „Pro Life“ nur eine hohle Phrase ist, dass es den meisten Abtreibungsgegnern um ihre Ideologie geht, und nicht wirklich um Menschen.

Diese Pflicht war nicht ganz „vorbehaltlos“ - und zwar in bezug auf den später genannten Punkt, dass man ja das Verantwortungsbewußtsein etwas einschätzen können sollte. Wenn ein Mann nach etwas, was wohl „One-Night-Stand“ genannt wird (auch wenn es nur drei Minuten dauert :blush: ) plötzlich ein Kind versorgen muss, ist gleich auf mehreren Ebenen etwas falsch gelaufen.

Dem allgemeinen Tenor, dass Männer in dieser Frage (d.h. in der von dir beschriebenen Form) benachteiligt sind, stimme ich aber zu. Auch wenn die Situation nun schon sehr hypothetisch ist und die Aussage wegen der nicht erfüllten Vorbedingungen etwas sinnlos ist: Ich würde in so einem Fall auch tun, was ich kann, um mich vor dieser „(unfreiwilligen, aufgezwungenen!!!) Verantwortung“ zu drücken. Inwieweit das ganze mit der Zahl der Abtreibungen verbunden ist, kann ich aber absolut nicht einschätzen.

Klar, dass da Zahlen fehlen. Aber selbst wenn keine Abtreibung erfolgt, ist ein alleinerziehender Elternteil - entgegen feministischer Propaganda - suboptimal für das Kind. Inzwischen liefert da auch die Forschung (nachdem das Thema lange vernachlässigt worden ist) Zahlen, die wirklich nachdenklich machen sollten. Der gesellschaftliche Schaden, der durch Benachteiligung von potentiellen Vätern entsteht, ist also weit größer als „nur“ der Anteil zusätzlicher Abtreibungen.

Das ist antifeministische Propaganda, und natürlich ist diese KiGGs-Studie vom Robert-Koch-Institut (und nicht etwa vom Christiane-Nüsslein-Volhard-Institut) nur faschistische Indoktrination zur Aufrechterhaltung des Patriarchats.

Oder auch nicht.

Ich meine, die scheinen sich da ja zumindest mal Mühe gegeben zu haben. Wie man mit den Zahlen umgeht, ist eine andere Frage. Wenn man sich rauspickt, dass “bei alleinerziehenden Müttern der Anteil der Jungen, die weniger als zweimal am Tag Gemüse essen, einen Prozentpunkt höher ist, als bei ‘Kernfamilien’”, wird das sicher nicht als überzeugendes Argument angesehen gegen die “Freiheit und Unabhängigkeit und Selbstbestimmtheit einer Frau, die sich entscheidet, alleine zu erziehen”. Aber die meisten Zahlen sehen aus, als würden sie eine deutlichere Sprache sprechen, und welche davon so deutlich sind, dass sie als Argument herhalten können, hängt wahrscheinlich stark davon ab, wie vehement die Gegenposition ihren Standpunkt (aus anderen als fachlich-sachlichen Gründen) vertreten will.

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Ein weit verbreiteter Grund für Schwangerschaftsabbrüche, der auch durch Zahlen belegt ist, ist in China mit der Ein-Kind-Politik zu finden. Durch die Präferenz für Jungen, gab es Schwangerschaftsabbrüche, wenn Mädchen zu erwarten waren, die schon 1982 zu einem Verhältnis von 108,5 zu 100 und zu einem Verhältnis von 120 zu 100 im Jahr 2009, Jungen zu Mädchen führten. In anderen Kulturkreisen braucht es männlichen Nachwuchs um zufrieden zu sein, noch mehr als in Deutschland.

Das ganze wird man in naher Zukunft auch auf Krankheiten/Behinderungen und andere körperliche Beeinträchtigungen übertragen können. Da gibt es dann die vorgeburtliche Genanalyse, die dann zeigt was zu erwarten ist. Was im Umkehrschluss auch dazu führen wird, dass Eltern nicht mit einem aus der Norm geratenen Kind nicht mehr bemitleidet werden sondern verachtet so ein Kind in die Welt gesetzt zu haben.

Die Situation in China ist in mehrerer Hinsicht speziell. Irgendwie sehe ich da eine Verbindung zum https://de.wikipedia.org/wiki/Kobra-Effekt , kann aber nicht direkt mit dem Finger drauf zeigen. Mit Deutschland und den meisten anderen Industrienationen ist das ja nicht vergleichbar.

Der Fall, dass ein Kind behindert wäre, stellt die Grenze dar, zwischen Verantwortungslosigkeit/Willkür, und einen “echten medizinischen Grund” - aber natürlich keine scharfe Grenze. Diese Grenze würde sich im Spannungsfeld von Gesellschaft (Ethik, Moral), Gesetzen (Verboten oder Sonderregelungen) und Medizin (Diagnosemöglichkeiten) ständig verschieben. Diejenigen, die auch da eine strikte ProLife-Haltung vertreten, kann ich nicht so ganz verstehen. Aber natürlich begibt man sich da auf dünnes Eis. Die nächste Frage wäre dann nämlich schon, wie es sein kann, dass man, um ein verkacktes Mofa zu fahren, eine Staatliche Prüfbescheinigung braucht, man die größte Verantwortung, die man übernehmen kann, so überhaupt nicht reguliert. (“Elternführerschein”?).