Das klingt ein bißchen, als hättest du (obwohl das ja nun hier auch gelegentlich Thema war) von bestimmten Diskussionen und Entwicklungen nicht sooo viel mitbekommen. Oder einfach eine seeehr andere Ansicht zu bestimmten Dingen. Darum nochmal kurz ein paar (wenige) rechtfertigende Punkte zusammengefasst, die das erklären, was du jetzt (obwohl ich gesagt habe, dass es das nicht trifft) als Schadenfreude bezeichnest:
- Stack Overflow ist eine der ganz wenigen Seiten im Internet, die im Kern auf praktisch rein altruistischen Motiven aufgebaut ist. Sie steht damit auf einer Stufe mit Seiten wie Wikipedia (weitere würden mir nicht einfallen … und Byte Welt hat keine 10 Millionen Seitenaufrufe pro Tag ). Ich finde, es ist eine der wichtigsten Seiten, die es im Internet gibt (und bin mir der Tragweite der Aussage bewußt). Alle Inhalte werden frei und unter Creative Commons zur Verfügung gestellt.
- Stack Overflow ist inhärent „blind“. Man registriert sich als „user1234“, und jedem steht es frei, so viel Informationen über Geschlecht und Hautfarbe für sich zu behalten, wie man will. Es geht nur um gute Fragen und gute Antworten. Sonst nichts. Das ist das, was die Seite so gut und wertvoll macht. Foren und Gelaber gab es vorher auch schon. Es gibt ein System aus Kontrollmechanismen (Bewertung und Moderation durch engagierte User), die hohe Qualität sicherstellen sollen, und das funktioniert(e) erstaunlich gut.
- Die Autorin des Blogbeitrags (und den solltest du dir wirklich mal durchlesen) hat, das kann man kaum anders sagen, öffentlich rumgeflennt, darüber, dass ihr (und das könnte man anders formulieren, will ich aber nicht: ) die Mechanismen, die der Qualitätssicherung dienen, nicht passen, sie „toxisch“ und „inhuman“ seien. Sie setzt dem ganzen 14 mal was Wort „compassion“ (Mitgefühl) entgegen. Aber da das alleine natürlich nicht reicht, wurde der politisch-soziologische Hebel des „Sexismus“ und „Rassismus“ angesetzt, und die unfundierte Behauptung aufgestellt, dass die Mentalität von Stack Overflow Frauen und „people of color“ ausschließe
- Die Folgen für das Netzwerk waren gravierend. Die Vorwürfe zu Sexismus und Rassismus wurden wörtlich in einem Stack Exchange Blog-Post wiedergegeben, und unzweifelhaft und ohne den Hauch eines Beleges als Unterstellung an die die Stack Overflow Community als ganzes gerichtet. Monatelange Debatten, Moderatoren und engagierte User, die die Seite verlassen haben, Etablierung von Zielen, die dem ursprünglichen Ziel der Seite entgegen standen, und im wesentlichen auf ein Absenken der Qualitätsstandards hinauslaufen - nur um ja niemanden auszuschließen.
Falls du noch nicht mitbekommen hast, dass das, was in bestimmten Bereichen abläuft, eine feindselige, destruktive und höchst gefährliche Ideologie ist, dann beneide ich dich tatsächlich fast schon ein bißchen darum. Es wird versucht, böswillige, feindselige Unterstellungen als ideologische Waffe einzuetzen. Und wenn jemand mit dem Versuch, diese feindselige Ideologie zu verbreiten, scheitert, dann ist das gut. Das hat nichts mit „Lästern“ oder „Schadenfreude“ zu tun.
Das ist der Punkt.
Diese Aussage, die man (und da muss man gar nicht mal „böswillig“ sein) so interpretieren kann, dass du „Angst“ hast, zu dieser stigmatisierten Gruppe der „herabblickenden machthabenden“ zu gehören, zeigt, dass das ganze an einigen Stellen wohl schon viel tiefer eingesickert ist, als es sein düfte.
Akzeptiere nicht einfach alles, was dir unterstellt wird! Du bist nicht automatisch ein schlechter Mensch, nur weil du ein weißer Mann bist. (Und ich bin nicht automatisch ein schlechter Mensch, nur weil ich etwas dagegen habe, dass im „weißen Partiarchat“ die Wurzel jedes Übels und jedes Leids gesucht wird. Das ist einfach nicht so! ).
Man kann sich lange über diese Themen informieren. Du hast das anscheinend nicht getan, oder aus gaaanz anderen Quellen, als ich. Man könnte da sehr viel dazu sagen und dazu schreiben. Aber vielleicht mal ein ganz spezieller Punkt aus diesem Video:
„We rewrote a section of „Mein Kampf“ as inter-sectional Feminism, and it was accepted.“
Ich verwende dieses Beispiel, zugegeben, weil es (gerade hier in Deutschland) sehr leicht ist, zu verdeutlichen, dass da etwas im Argen liegt - also mal ganz suggestiv: Ein Kapitel des Buches, das quasi als Synonym für gefährliche Propaganda und letztlich unfundiert-destruktiven Menschenhass gilt, wird in einem peer-reviewten akademischen Journal veröffentlicht. Hältst du das für unproblematisch?
Es geht nicht um Lästern, oder darum dass man eine poltitisch engagierte Person niedermacht oder als „Hexe“ bezeichnet, und auch nicht um Schadenfreude. Es geht darum, bei höchst gefährlichen Entwicklungen auch aus (leider kleinen) Rückschlägen für die lautesten Agitatoren zumindest eine gewisse Beruhigung zu ziehen.