Themenangebot Informatik an der Schule

[edit SlaterB: abgespalten aus: http://forum.byte-welt.net/threads/11443-Verstehe-ich-die-Objektorientierte-JAVA-Programmierung-richtig ]

@Philipp8000 das ist jetzt etwas OffTopic… aber wieso wird im Informatikunterricht “Programmierung” gelehrt? Nach meiner Erfahrung haben 99% der Schüler am Ende nichts mit Programmierung am hut, stellen sich aber immernoch saudämlich an, wenn sie irgendwelche grundlegenden Sachen wie “Installation” durchführen müssen, aber gut sie wissen was ein “Objekt” ist oder wie? Ich weiss als Lehrer hat man sich an den Lehrplan zu halten, ich kann da trotzdem nur sagen: “Arme Schüler”… auch Gymnasiasten, können am Ende programmieren, kommen dann aber hier ins Forum und stellen seltsame Fragen, wo sich dann rausstellt, alles geht nur deswegen vor die Hunde, weil sie Leer und Sonderzeichen im Dateinamen verwendet haben.

@mla.rue
soll Bedienung von Kommerzsoftware Windows gelehrt werden?
wobei die ‚junge Generation‘ das eh meist besser kann als die Älteren,

vielleicht inzwischen eine Stufe weiter, die jetzigen Lehrer sind Windows-Könner, die Jugend hat SmartPhones ganz ohne Dateisystem & Co…,
aber das sind auch nicht die typischen Programmierer

wie oft kommt denn das vor? halte ich nicht für ein typisches Problem und wenn dann ein Einzelthema, welches man eben dann lernen muss

Objektorientierung, auch imperative Grundkonzepte wie Schleifen & Co. sind doch 100x wichtiger, für jede Art Programm,
dass Schwerpunkt darauf kritisiert wird ist mir ganz neu

Windoof Kommerzsoftware bietet immerhin einfache Installer, also nein das ist nicht gemeint. Und auch wenn jetzt Linux viel auf der Schiene macht (Packetmanager etc), ist es noch nicht genug. Informatik ist mehr als nur reine Programmierung. Die Kids bewegen sich durch die Welt der Informatik wie Elefanten durch einen Porzelanladen, ungeachtet dessen was sie anrichten und ohne Ahnung was sie da eigentlich machen (z.B. Datenschutz… die Wichtigkeit dessen kann icht nicht genug betonen, das Thema ist so Umfrangreich, das würde ein Jahr locker füllen).

[QUOTE=SlaterB]Objektorientierung, auch imperative Grundkonzepte wie Schleifen & Co. sind doch 100x wichtiger, für jede Art Programm,
dass Schwerpunkt darauf kritisiert wird ist mir ganz neu[/QUOTE]

DAS ist nicht das erstemal wo ich sowas höre/lese. Tiefer darüber nachgedacht? Mein Kritikpunkt liegt nicht darin sowas zu lernen, sondern wo man das lernt. Wozu lernt ein Schüler überhaupt Programmierung? Soll der in eine AG gehen wenn es ihn interessiert, wenns um Grundlagen geht, gehts auch einfacher als mit Java und Objektorientierung.
Von meinen alten Schülern hatte keiner was mit Programmierung oder IT am Hut, aber alle müssen die eine oder andere “Office” Anwendung nutzen. Aber hey, für einen Juristen ist es sicherlich gut zu wissen, wie er “Hello World” über vier Klassen schön objektorientiert programmieren kann… nein nicht wirklich.
Programmierung ist ein Spezielgebiet der Informatik und meiner Meinung nach sollte es im regulären Unterricht nur angerissen werden, so tief einzusteigen, sehe ich keinen Grund drin.

Btw kritisiere ich Philipp nicht, sondern hinterfrage den Lehrplan, wie steht er dazu? Wenn ich mir das was er schreibt anschaue, ist er selbst kein Programmierer und musste sich erst einlesen und hat den “Dreh” (noch) nicht raus, wen wunderts aber?

Ich habe meinen Schülern “C” beibringen dürfen und alle habens gehasst und es hat nichts gebracht. In einer AG habe ich dann allgemein Informatik gemacht und was die Kids da gelernt haben, hat ihnen in ihrem späteren Werdegang mehr geholfen, Programmierer ist keiner geworden.

so also, nun gut,
eine Umstellung der Schule auf mehr Lebensnähe, Bedienung von Autos, Küchengeräten, Computern,
Gefahren von Facebook & Finanzberatern, Verbraucherschutz, ist allgemein wünschenswert, aber kein Thema der Informatik,

ok, gewisse Einführungen wird es da auch geben, aber nur als Vorspielerei, wie in Mathematik mal der Taschenrechner erklärt wird

die Programmierung ist klar im Kern der Informatik,
maximal kann man noch diskutieren andere abstrakte Uni-Theman aufzunehmen, Sortieralgorithmen, Verschlüsselungen, formale Logik, usw.
aber nein, nix für Anfänger/ begrenzte Zeit,

da die meisten ‚Informatiker‘ sowieso als einfache Programmierer enden, ist es genau das passende Thema für so ein Unterrichtsfach,

allgemein sind für Beruf X die meisten Lehrinhalte nutzlos,
Juristen können auch mit Vektorrechnung, Stromkreisen und chemischen Reaktionen von Seifen wenig anfangen,
deswegen ein wissenschaftliches Fach auf Haushaltskunde umzustellen ginge wohl zu weit,
wenn auch allgemein denkbar, dann aber Schule grundsätzlich umstellen

edit:

wozu lernt man Lichtbrechung und Analysis? viele Themen könnten Wahl sein,
bei mir war Informatik das auch und das Wichtigste, aber das ist ja nun subjektiv wenig überraschend :wink:

aber auch Zustimmung, in der Mathematik sollte man lieber mal Staatsschulden und Lebensversicherungen durchrechnen,
in Chemie Zusammensetzung von Waschpulver in Supermärkten und Gewinnung von Rohstoffen anschauen usw.

Also ich fand es damals (Mittelstufe) schade, das es bei mir an der Schule kein richtiges Informatik gab. Bei uns gab es als WahlPlichtFächer (also Wählbare Fächer, von denen man 2 belegen musste) zur Auswahl zum Beispiel 10 Finger schreiben, EDV (Bedienung Office,…), Informatik (war leider nur HTML ohne JS oder so), weitere Fremdsprache. Und leider auch keine Informatik AG in der programmiert wurde oder sonstige Informatikthemen waren. Bei einem anderen Kumpel an der Schule hatten sie richtiges Informatik (auch als WahlPflichtFach) in dem sie mit Delphi Programmiert haben, da war ich schon neidisch. Ich musste es mir selber beibringen / von meinem Vater beibringen lassen / ein bisschen mit dem Kumpel zusammen gemacht in der Freizeit.

In der Oberstufe war ich dafür auf einem Technischen Gymnasium bei dem ich den Schwerpunkt Datenverarbeitungstechnik hatte und dort wurde Informatik durchgenommen, angefangen von Programmieren, Datenbanken, Netzwerktechnik, PC Aufbau, Digitaltechnik,… (Wöchentlich 10 Schulstunden oder so)

Wir haben an der Schule in Informatik mit Textverarbeitung in Word angefangen, dann kam reines HTML an die Reihe wo ich mit Frames schon voll der Überflieger war. Dann gab es noch etwas Datenbanktheorie und Abfragen an eine Access-DB. Das war alles noch SekI, also bis Klasse 10.

Ab SekII wurde es dann interessant, etwas Automatentheorie und ein bisschen Programmieren in Delphi und Turbo Pascal. Mir hat es Spaß gemacht, aber die Mehrheit meiner Klasse hat das kotzen gekriegt^^

Ich hab nur Grundlagen in hardware und Netzwerktechnik vermisst.

Informatikunterricht war bei uns ähnlich. Ein bisschen Word, ein bisschen Excel. Irgendwann kam dann mal HTML an die Reihe und da hab ich dann den Unterricht anstelle meiner Lehrerin halten dürfen. PHP wollte Sie dann wieder übernehmen und ich hab mich derweil mit Java im Unterricht beschäftigt.

Was den Informatikunterricht, den ich besuchen durfte angeht, kann ich zumindest Lehrplanmäßig nichts aussetzen. In der 6. und 7. Klasse haben wir neben den Grundbegriffen Objekt/Methode/Attribut auch Grundlagen in Word und Paint gelernt (Und ich glaube das mit den Dateinamen wurde auch mal irgenwann gesagt), EDIT: und HTML war auch mit dabei. Im technischen Zweig kam dann in der 9./10. Excel, Datenbanken bzw. SQL und Java dran. Wenn man mal davon absieht, dass der Lehrer BlueJ verwendet hat, weil er Java nicht wirklich konnte und man mit dem Buch alleine Java besser gelernt hat, war es imo ein relativ vollständiger Unterricht. Mittlerweile ist an meiner Schule allerdings ein “richtiger” Informatiklehrer und den Schülern ist es freigestellt auch Eclipse zu nutzen. Im meinem Jahrgang ist in der Oberstufe zwar keine Informatikkurs zu Stande gekommen, aber soweit ich gehört habe stehen Datenstrukturen, Sortieralgorithmen und Netzwerk, sowie Swing auf dem Lehrplan.

Bei mir an der Schule haben wir auch vor ca. 3 Jahren mit Java angefangen. Ich bin auf einem beruflichen Gymnasium.
Das alles ging ziemlich schleppend, und der Lehrer war zwischendurch mal für ein halbes Jahr krank. In dieser Zeit wurde uns dann beigebracht wie wir mit einem Gui-Editor eine GUI erstellen. Inzwischen (in der 13) fangen wir mal langsam mit OOP an. Viele bei mir aus der Klasse wissen immernoch nicht wie man eine for-Schleife benutzt, und können selbstständig kaum 10 Zeilen code schreiben. Auch Naming-Conventions sind bei uns ein Fremdwort, und es wird hauptsächlich aus irgendwelchen PDF-Dateien abgeschrieben die uns der Lehrer gibt. Für meine Klassenkameraden haben sich die 3 Jahre Informatik also kaum gelohnt, mir gab es aber den Anstoß mich mehr damit zu beschäftigen. Ich hab mich zwar schon lange dafür interessiert, aber ich wusste nicht womit ich anfangen sollte. Daher bin ich ziemlich froh darüber, und auch wenn man auf einer normalen weiterführenden Schule nicht viel über die Programmierung lernt finde ich es trotzdem gut dass jeder mal einen Einblick bekommt. Aber dass es einem von 15 Schülern geholfen hat rechtfertigt das Thema ja nicht unbedingt.
Noch blöder ist es allerdings wenn der Lehrer falsche Schwerpunkte setzt, und das Fach für die Leute die sich zu Hause nicht weiter damit beschäftigen uninteressant erscheint.
Im Lernplan des Lehrers steht wahrscheinlich einfach nur “Java”. Wenn nicht jeder Lehrer selbst festlegen würde, was davon er genau behandelt, sondern es eine klare Struktur gäbe, würden denke ich auch mehr Schüler Spaß daran haben.
Aber das scheint von Schule zu Schule unterschiedlich zu sein, hier posten ja ab und zu auch mal Schüler die komplexere Aufgaben haben.

Ich als Gymnasiast kann euch da einmal meine Erfahrungen hören lassen. Der Schwerpunkt unserer Klasse ist Informatik. Trotzdem wissen nur 3 von 15 Schülern unserer Gruppe was objetkorientiertes Programmieren ist. Wie ich in die Klasse gekommen bin hab ich bei 0 angefangen so wie die meisten. Der Unterricht war aber so aufgebaut, dass alles leicht verständlich war und man das Arbeiten mit Windows bald heraus hatte. Dennoch haben rund 83% der Schüler noch Probleme dabei, zum Beispiel den Quelltext eines Delphi Projektes in eine Word Datei zu kopieren. (einer hat den code fotografiert und meldete sich: “Der Screenshot ist zu groß, was soll ich machen?”

Meine Meinung ist also, dass der Informatik Unterricht gerne so bleiben kann, jedoch sollte in Gruppen unterteilt werden, die Schüler die am PC einfach nichts können und PC Gurus von einander trennen.

Ja, das alte kontroverse Thema, das schnell zu einer Verallgemeinerung zwingt, bei der unser Schulsystem an sich in Frage gestellt wird. Und zwar zu recht. Denn es ist schlecht.

In bezug auf Informatik hängt die Frage, wie “sinnvoll” der Unterricht gestaltet ist, schon von vielen Faktoren ab: Welche Themen behandelt werden, wie gut der Lehrer es drauf hat, wie motiviert die Schüler sind (und ob man zwischen den beiden letzten Punkten einen Zusammenhang unterstellt), und “zu meiner Zeit” auch noch die Frage der Hardwareausstattung - und jeder einzelne dieser Faktoren hängt wieder mit mehreren anderen zusammen, über die man wieder lange reden könnte. In bezug auf die tatsächlichen Inhalte hatte ich schon ein paarmal erwähnt, dass ich durchaus finde, dass man schon Grundschülern bestimmte Dinge beibringen könnte, die im Moment Info-Studenten vorbehalten sind. Im speziellen ein bißchen Mengenlehre (ja, heißes Thema - durch das, was http://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Mathematik hieß, ist dieses Thema etwas “verbrannt” worden), und Aussagenlogik. Denn… wie oben auch schon diskutiert wurde: In praktisch JEDEM Fach (nach der Grundschule) lernt man Dinge, die man später nicht braucht, bzw. umgekehrt ist in praktisch JEDEM Beruf vieles von dem, was man in der Schule gelernt hat, überflüssig. Es gibt nur ganz wenige Dinge, die man IMMER gebrauchen kann. Und eines davon ist - Logik! In der Grundschule lernt man die Grundrechenarten ebenso wie Lesen und Schreiben - das ist die Voraussetzung, um überhaupt mit dem Bus zum Supermarkt fahren und sich eine Tiefkühlpizza machen zu können. Aber in praktisch jedem Beruf, der über “Straßenkehrer” hinaus geht (oder, um der Diskussion über Grenzfälle aus dem Weg zu gehen: In jedem “akademischen” Beruf) braucht man viel Mathematik. Dementsprechend könnten die Schwerpunkte anders gesetzt werden. (Die Fächer Sport, Kunst, Musik und Religion erwähne ich jetzt nicht, sonst driftet das nur noch schneller ab ;))