Beruf: Softwareentwickler. Gibt es das?

Als du erst von „Vermittler“ geredet hast, war ich mir nicht sicher, ob du die vom Arbeitsamt meintest. Aber die sind wohl nochmal gesondert aufgeführt. Ja, von denen hatte ich jetzt zwei Vorschläge bekommen, und … prust. Ja, ihr mich auch. Scheint so eine Art Resterampe zu sein: Wer keinen Idioten findet, der seinen Mist machen will, geht zum Amt - das findet dann einen Idioten, der das machen MUSS (auch einen von der Resterampe).

Ich habe hier gelegentlich mit einiger Irritation Bemerkungen von Leuten gelesen, die sich vor Headhuntern kaum retten zu können schienen. Und auch „da draußen“ scheint die Wahrnehmung etwas verzerrt zu sein. Jeder, dem man sagt, man sei Informatiker und suche einen Job, sagt was von wegen ~„Na DAS must doch leicht sein-bla-bla-bla-überall gesucht-bla-bla“. Und ich dachte immer, ICH wäre weltfremd :smiley:

Was mir geholfen hat, waren „Insider“, Leute die ich mehr oder weniger gut kannte, von der Schule/privat/ehemalige Kollegen, die kann man dann ausquetschen wie das in deren Firma/Abteilung/Team so laeuft, vor allem wenn es danach klingt dass die machen was DU machen willst.

Mit fließendem Übergang zu dem, was man als „Vitamin B“ bezeichnet :wink: Ja, aber es stimmt schon: Von wem bekommt man schon EHRLICHE (!) Aussagen? Vom Chef? Vom Personaler? Nee, von irgendjemandem „unten“, bei einem Glas Bier…

Ich hab 12 Jahre lang auf Berater gemacht, in Firmen welche SW nicht als zentralen Teil der Kultur machten bzw. nur „nebenbei“ (Luft- & Raumfahrt).
Das ist DER Hauptgrund warum ich dass nicht mehr machen will, natuerlich sind Strandhemd, Shorts und Flip Flops auch bequemer als Anzug & Krawatte.

Ja, zu den entsprechenden Vor- und Nachurteilen war ja kürzlich ein Thread hier: Spielwiese - Byte-Welt - Die Welt des Programmierens

Ich bekomme (und viele andere) mehrere Anfragen pro Woche auf LinkedIn, Xing nutzte ich nicht mehr weil das nur in D relevant ist.
Aber dein Profil auf diese Seiten einzustellen sollte helfen.

Mehrhaehrige Dschava und Cee Erfahrung sollte unbedingt eintragen :wink:

Das die meisten wirklich nur von Menschenhaendlern kommen sollte nicht ueberraschen… aber manchmal ist etwas dabei, und man sollte IMHO soviele Vorstellungsgespreache wie moeglich mitnehmen, man lernt gut darin zu sein.

Das könnte sein. „Normale“ Software-Entwicklerstellen gibt es in München/Berlin jedenfalls haufenweise. Hängt natürlich vom Standort ab.

Na ja, dem Auftraggeber geht es möglicherweise auch ums Geld. Vielleicht bringen die zusätzlichen 40k Aufwand keine 41k zusätzlichen Gewinn? Funktioniert ja auch so halbwegs.

Ich hoffe doch schwer, dass mittlerweile das Controlling so gut funktioniert, dass die Unternehmen diesbezüglich ein paar Zahlen haben.

Gib einfach bei LinkedIn „machine learning“ oder „big data“ oder „research“ ein, und schau mal was kommt :slight_smile:

den kann man nur bemitleiden. Die irrsinnigen „Stellenangebote“, das ganze unnatürliche Geschwätz, die Anrufe von den Recruitern wenn man irgendwo sein Profil reinstellt - 95% ist irgendwie unpassend. Ich hatte mir ursprünglich 4 Wochen gegeben um was zu finden, werde aber jetzt doch eher 3 Monate draus machen: wirklich gute Sachen sind selten.

Eins ist klar: dir wirklichen guten Leute sind ja gar nicht auf dem Arbeitsmarkt.

Finding Great Developers - Joel on Software

Ich versuche mich noch mal an einer Interpretation: Die Entwicklerjobs die du findest sind dir zu „Enterprise“ und „High Level“? Du möchtest dich lieber mit Algorithmen beschäftigen als mit Business Cases? Das ist ja durchaus legitim, da habe ich auch einige Kollegen die da einen Hang zu haben. Hier sehe ich das Problem, dass diese Jobs gerade in Deutschland knapp sind, wer entwickelt hier schon z.B. performancekritische Systeme wie Datenbanken oder Rendering Engines etc. Da fällt mir höchstens (wie schon jemand erwähnt hat) die Automotive Branche ein, oder das ein oder andere „Startup“ das sich mit der Auswertung von Satellitenbilden und Geodaten beschäftigt. Ich kenne auch einige Bioinformatiker, die entwickeln dann Algorithmen für Mustererkennung in CT Scans, etc. Aber auch die benutzen fertige Python Bibliotheken dazu, da wird sich kaum jemand die Algorithmen selbst implementieren - für so etwas sind die Open Source Projekte in dieser Richtung zu schnell da.

Gibt es doch keinen Grund für, jedem den Job der ihm gefällt :wink:

keine Ahnung wie die Situation aussieht, aber die Frauenhofer Institute verbinden meist Grundlagenforschung mit Industrie.

Ansonsten habe ich es immer schwer bei solchen Diskussionen beizutragen, weil ich das Gefühl habe, dies ist eher eine “ist doch alles sch***” Diskussion ist. Mehr Bashing und Frust ablassen, als sinnvoll eine Lösung zu haben… kann (und ist wahrscheinlich auch) aber auch an mir liegen.

Das macht auch mehr Spass - weil es keine Lösung gibt. Das System ist im Arsch, ein irrer Wirbel des Bullshits.

nur ein Beispiel (von einer grundsoliden Firma): SAP Potsdam sucht im September 2016 einen Junior (!!) Scala Entwickler, mit folgenden SKILLS AND COMPETENCIES

Required:
• University degree (Bachelor/Diploma/Master) in computer science or mathematics
• Proficiency in spoken and written German and English
• Programming skills and a solid foundation in computer science with strong competencies in data structures, algorithms, databases, and software design
• Understanding of advanced functional programming concepts such as functors, monads, and type classes
• Knowledge in Scala as well as in Haskell
• Experience with Scala and Scala.js
• Experience with meta programming in Scala, e.g., using Scala’s macro system
• Solid understanding of the theoretical foundation of Scala, in particular the type system, the lambda calculus, the DOT calculus, and type theory in general
• Very strong analytical skills and mathematical skills
• Reliable and open-minded with strong team working skills, determined to reach a goal in time as well as the ability to work independently and to prioritize

Beneficial:
• Knowledge on SAP technologies and products
• Experiences with the design of distributed systems, e.g., using Akka

mal ganz ehrlich: entweder das ist ein Höhepunkt des Dadaismus oder ein interner Scherz von SAP. Oder die HR-Abteilung glaubt, dass das einen Informatik-Absolventen beschreibt.

Scala Macros sind entweder immer noch experimentell, oder schon tot, oder was auch immer: schwer das rauszufinden

aber was mich eigentlich aufregt ist der DOT calculus: am 3. Februar vorgestellt (The Essence of Scala | The Scala Programming Language) und schwuppdiwupp gehört er 8 Monate später schon in die Kategorie „Required“.

Vielleicht bin ich auch nur verbittert, weil meine großen Erfahrungen in Masturbation, Nasenbohren und Busenanalyse heute nicht mehr gefragt sind.

im Falle kleiner Firmen, die sowas auf ihrer Webseite schreiben (gerade meine eigene, wenn auch Richtung BWL-Mitarbeiter), ist es auch bisschen verständlich hinsichtlich Kunden,
was sollen die von der Firma halten wenn dort Programmier- oder sonstige Anfänger mit nichtmal sicheren Englisch-Kenntnissen arbeiten können

als Jobanwärter kann man da relativ entspannt sein: bewerben mit den eigenen Fähigkeiten, entweder gut dabei

  • oder es gibt wirklich bessere, die all die Erfahrung haben, dann war die Anzeige anscheinend auch nicht ganz weltfremd,

falls sich auf unrealistische Anforderungen Blender mit nur behaupteten Kenntnisstand melden, na dann haben sich ja zwei gefunden,

nur Pech falls sich von zwei nicht passenden Bewerbern der mit höheren Lügenanteil durchsetzt und dann doch erfolgreich normal eingearbeitet wird usw.,
aber das gilt ja fast überall, Überzeugen in Bewerbung + Bewerbungsgespräch…, auch ohne entsprechend formulierte Anzeigen vorher

edit: wobei die genannte Anzeige sich mit ‚Programming skills and a solid foundation‘, ‚Experience with‘, ‚Solid understanding‘ oder gar nur ‚Understanding‘ noch recht zurückhält, klingt nach allgemeiner grundlegender Beschäftigung mit gewissen Dingen, mal soll hat schon Scala können,

‚Very strong analytical skills and mathematical skills‘ ist eine höhere Anforderung, da möchte man also keinen 0815-GUI-Klicker, wobei bei Beschäftigung mit Scala vielleicht schon klar :wink:

[QUOTE=maki]Ich bekomme (und viele andere) mehrere Anfragen pro Woche auf LinkedIn, Xing nutzte ich nicht mehr weil das nur in D relevant ist.
Aber dein Profil auf diese Seiten einzustellen sollte helfen.
[/QUOTE]

Da bin ich nicht (bekomme aber trotzdem „…would like to connect on LinkedIn“-Mails an meine JCuda-Mailadresse). Es würde vielleicht helfen, aber ich habe auch viel negatives (im Sinne von „„Spam““) gehört. (Ich hatte auch mehr Hoffnung auf Jobs - Stack Overflow gesetzt. (Mein Status dort ist „Open, but not actively looking“ - vielleicht würde was kommen, wenn ich ihn auf „Actively looking right now“ stellen würde)).

Da habe ich Zweifel. Es ist schwierig bis unmöglich, einen kausalen Zusammenhang zu erkennen (geschweige denn zu belegen), zwischen einem inkompetenten Entwickler, und der Tatsache, dass die Umsetzung irgendeines Features 2 Monate dauert (und es unter anderen Bedingungen vielleicht nur 2 Wochen gedauert hätte). (Siehe auch xkcd: The General Problem und dort vor allem den MouseOver-Text).

Nach so viel Werbung registriere ich mich da vielleicht doch mal… :rolleyes:

Der hat ja einige Artikel zu diesem Thema geschrieben. Einige davon habe ich auch gelesen, und ich meine auch diesen konkreten, vor einiger Zeit, aber werde nochmal drüberlesen.

Ja. Die Frage, wo diese Open-Source-Projekte herkommen, wäre vielleicht einen weiteren Thread wert. Auch wenn sich der Verdacht aufdrängt, fällt es doch schwer, zu akzeptieren, dass jeder sich 8 Stunden am Tag mit irgendwelchem langweiligen Mist beschäftigt, nur um die Miete zu bezahlen, für das Zuhause, in das er danach geht, um weitere 6-8 Stunden an den interessanten Sachen zu arbeiten, die dann Open Source auf GitHub landen…

Ich verrate wohl nicht zu viel, wenn ich sage: Da war ich bisher. Und das war in vieler Hinsicht „perfekt“ für mich. Aber die Verträge sind immer 2 Jahre befristet, und es wird immer schwieriger, eine Verlängerung zu bekommen. (Es scheint, als wollten sie jedem eine Chance geben: Jeder, der frisch von der Uni kommt, soll EINMAL die Chance haben, ins kalte Wasser der EU-Projekt-Leitung geworfen zu werden und EINMAL ein Projekt gnadenlos zu versemmeln. Wenn er dann weiß, wie es besser ginge, wird er hinausbegleitet).

[QUOTE=bygones;140194]
Ansonsten habe ich es immer schwer bei solchen Diskussionen beizutragen, weil ich das Gefühl habe, dies ist eher eine „ist doch alles sch***“ Diskussion ist. Mehr Bashing und Frust ablassen, als sinnvoll eine Lösung zu haben… kann (und ist wahrscheinlich auch) aber auch an mir liegen.[/QUOTE]

Möglicherweise. Eine Meta-Diskussion über die Fragen

  • Ist Frust da? Und wenn ja: Ist der Frust berechtigt?
  • Muss oder darf man den Frust rauslassen? Und wenn ja: Wie viel?
  • Kann man eine Lösung für ein Problem finden, wenn man sich (aus welchen Gründen auch immer) weigert, das Problem zu benennen?
  • Heißt das nicht eigentlich „Herausforderung“? :wink:
  • Warum arbeitest du eigentlich nicht hier in .de, sondern in Dænemark? :stuck_out_tongue_winking_eye:
    würde aber vielleicht zu sehr vom eigentlichen Thema abweichen.

Die gepostete Stellenanzeige ist ein Beispiel, man würde sicher viele ähnlich absurde finden, auch wenn die hier schon recht weit geht. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es durchaus Leute gibt, die sich „zum Spaß“ und in ihrer Freizeit mit solchen Themen beschäftigen. Vielleicht irgendein @Landei , das selten in die Stadt kommt um Parties zu feiern, und stattdessen eben im Keller vor seinem Computer sitzt und sich mit Typsystemen beschäftigt :o) Dass jemand „zum Spaß“ einen Enterprise-Application-Server aufsetzt, erscheint mir da unwahrscheinlicher (vielleicht schließe ich da aber auch zu sehr von mir auf andere). (Und um das zu betonen: Ich unterscheide zwischen „zum Spaß“ und „in der Freizeit“, weil letzteres auch einfach bedeuten kann, dass jemand sich damit beschäftigt, WEIL er weiß, dass die damit erworbene Qualifikation später nützlich ist, um einen Job zu finden).

Auch dazu gibt es einen passenden Artikel von Joel: The Guerrilla Guide to Interviewing (version 3.0) - Joel on Software (ja, die sind immer recht lang…)

Arbeit ist eben nicht gleich Spaß, das hätte ich fast schon am Anfang zu

geschrieben, aber mir tatsächlich mal (bis jetzt) verkniffen :wink:

nun also auch bei Vorbereitung, dann eben doch:
es geht nicht nur um die Tools, die man gerne selber kennenlernt, und die anspruchsvollen Projekte, die man selber gerne umsetzen möchte,
Arbeit wird bezahlt, und dafür kann man Zeit in langweiliges, aber oftmals nötiges investieren,

wobei natürlich Faktoren abzuwägen sind, schlechte Arbeitsmoral ist ein Faktor,
und Arbeitnehmer muss sicherlich auch an gute Füllung des Lebenslaufes/ Fortbildung für zukünftige Jobs denken…

grundsätzlich ist es aber kein Spaß, wenn Ärzte wie in allen Medien dargestellt den ganzen Tag Fachzeitschriften lesen,
Juristen dicke Gerichtsurteil-Archive durchwälzen,
Architekten tausend Dinge über Untergrund und Wind wissen müssen, nicht nur schicke Fassaden aufmalen,
so auch ggfs. für Softwareentwickler, je nach Anspruch

also du willst ja selber die Paper haben, aber es gibt solche und solche, die spaßigen und die nötigen (auch wenn vielleicht von Arbeitgeber verkannt)

Unterstellung! Ich sitze nicht im Keller, sondern im Dachgeschoss…

das Dachgeschoss ist der Keller auf dem Land…, bäh

[QUOTE=SlaterB]Arbeit ist eben nicht gleich Spaß, das hätte ich fast schon am Anfang

geschrieben, aber mir tatsächlich mal (bis jetzt) verkniffen :wink:

also du willst ja selber die Paper haben, aber es gibt solche und solche, die spaßigen und die nötigen (auch wenn vielleicht von Arbeitgeber verkannt)[/QUOTE]

Das kommt darauf an. Das hier jetzt auszudifferenzieren würde vielleicht zu weit führen. Dass
ein Bäcker backt, weil er gerne backt
ein Pilot fliegt, weil er gerne fliegt
ein Softwareentwickler Software entwickelt, weil er gerne Software entwickelt
mag im ersten Moment idealistisch klingen, und läßt natürlich die Kanalreiniger etc. außen vor, aber ist doch nicht vollkommen unrealistisch. (Plattitüden wie „In jedem Beruf muss man mal Sachen machen, die keinen Spaß machen“ kann man sich dabei wohl auch sparen). Wer einen Beruf wählt, wählt den ja im Idealfall nicht komplett ohne Grund. Ich ~„programmiere gerne“, und zumindest war es bisher nicht direkt so (und sollte auch in Zukunft nicht so sein), dass ich 8 Stunden am Tag im Büro „diesen lästigen Programmier-Kram“ mache, und danach nach Hause gehe und da… backe, oder was auch immer :rolleyes: Einen nicht unerheblichen Teil meiner Freizeit wende ich für Dinge auf, von denen ich glaube, dass sie für andere nützlich sein könnten, und anzunehmen, dass jemand, für etwas, was für ihn nützlich ist, Geld bezahlen würde, ist nicht sooo abwegig. Sicher weichen meine Vorstellungen von „Arbeit“ in diesem Sinne stark von der eines klassichen 9-5-Bürojobs ab, aber … man könnte etwas polemisch die in Stellenanzeigen immer wieder geforderte „Flexibilität“ auch umgekehrt einfordern (Teilzeit, Remote…?!) - und z.B. sehe ich den immer wieder als besonders wichtig dargestellten Faktor der Bezahlung eher pragmatisch (solange der Vermieter nicht meckert, wo die Kohle bleibt, ist mir das eigentlich wurscht).

Wenn aber Grund zu der Annahme besteht, dass man als Informatiker hier in .de nicht seinen Lebensunterhalt als Softwareentwickler im o.a. Sinne verdienen kann, ist das … unerfreulich (unabhängig von den Ursachen - sei es, dass „klassische Softwareentwicklung“ einfach nicht mehr „gebraucht“ wird (bzw. outgesourct wurde), oder dass man als Informatiker eben nur noch das „lästige Drumherum“ machen muss, und die Softwareentwicklung anderen überlassen wird). Vielleicht mach’ ich ja eine Fortbildung zum „Fachinformatiker Anwendungsentwicklung“ :rolleyes:

Jedenfalls bin ich etwas erschüttert und irritiert vom Kontrast zwischen der allgemeinen Wahrnehmung (dass man „als Informatiker überall gebraucht wird“), und der anscheinenden Realität (Informatiker als Verwalter eines organisatorischen Notstands in verkorksten Infrastrukturen). Vielleicht bleibt „neues machen, kreativ sein, etc.“ tatsächlich doch denjenigen vorbehalten, die diesen 9-5-Büro-Kram halbherizig durchziehen, um ihre Freizeit dann sinnvoll nutzen zu können.

ein Bäcker würde gerne neue Brotsorten mischen, muss aber meist 30 Jahre immer dieselben Standardbrötchen einlegen,
und eine besondere Bevorzugung für Arbeitszeit 4:00 morgens kann ich in diesem Handwerk auch nicht erkennen :wink: ,
steht trotzdem natürlich am Ofen, kann es machen, dabei bisschen glänzen (die Brötchen auch) und kann es ganz gut ertragen

ein Pilot würde vielleicht gerne in die Südsee fliegen, oder auch gerade nicht den Jetlag haben, A380 wäre auch nicht schlecht,
aber wenn auf dem Plan Schicht X steht, mit alter (wenn auch nicht sicherheitsanfälliger) Schnarch-Maschine, dann ist das eben so,
ist dabei grundsätzlich aber immer noch Herr (edit: oder Frau, ansonsten aber bitte gender-verschoninnen) über x0.000 PS, kann mit Tower fachsimpeln usw.

etwas Spaß findet sich auch im Kleinen, und ein erheblicher Teil besteht einfach nur darin, einen bezahlten gut beherrschbaren Job zu haben,
gut, als (guter) Informatiker aktuell darf man etwas wählerischer sein als andere Leute


diese beiden Punkte klingen für micht gerade ziemlich zusammenpassend?!,
wo Notstand herrscht, da wird gebraucht

und sowieso ist ja bekannt dass Fachkräftemangel nur Mangel an entsprechend billigen Arbeitern ist

Exakt. Aber warum bist du deswegen erschüttert?

Außerdem ist da kein Kontrast: man braucht Informatiker halt wirklich überall, weil in den letzten 20 Jahren gigantische verkorkste Infrastrukturen organisiert wurden - irgendwer muss den Betrieb ja aufrecht erhalten (Youporn!!)

[QUOTE=SlaterB]ein Bäcker würde gerne neue Brotsorten mischen, muss aber meist 30 Jahre immer dieselben Standardbrötchen einlegen,
und eine besondere Bevorzugung für Arbeitszeit 4:00 morgens kann ich in diesem Handwerk auch nicht erkennen :wink: ,
steht trotzdem natürlich am Ofen, kann es machen, dabei bisschen glänzen (die Brötchen auch) und kann es ganz gut ertragen

ein Pilot würde vielleicht gerne in die Südsee fliegen, oder auch gerade nicht den Jetlag haben, A380 wäre auch nicht schlecht,
aber wenn auf dem Plan Schicht X steht, mit alter (wenn auch nicht sicherheitsanfälliger) Schnarch-Maschine, dann ist das eben so,
ist dabei grundsätzlich aber immer noch Herr (edit: oder Frau, ansonsten aber bitte gender-verschoninnen) über x0.000 PS, kann mit Tower fachsimpeln usw.
[/quote]

Ich hatte oben schon versucht, auf diesen Punkt einzugehen: Es geht dann ja um die Frage, ob das, was man als das „lästige Drumherum“ empfindet, überwiegt. Jedem Bäcker muss klar sein, dass er sein Leben lang Brötchen backen muss. (Und unter bestimmten Bedinungen hat er sogar ein paar Freiheitsgrade, neues auszuprobieren). Jedem Piloten muss klar sein, dass er nicht hinfliegen kann, wo er will, und nicht immer das neueste Flugzeug (oder gar einen Mach-2-Kampfjet) fliegen wird (und mal ehrlich: ICH wäre mit einer Chessna schon zufrieden :D). Ist es wirklich sooo abwegig und naiv, zu glauben, dass man als Informatiker sein Leben lang Software entwickeln „„muss““ (auch wenn das, was man da gerade machen muss, nicht immer das ist, was man gerade am liebsten machen würde - aber es doch trotzdem noch zu Softwareentwicklung gerechnet werden kann, und nicht zu Bullshit-Consultant-Laber-Kram oder Webserver-Config-File-Gefrickel)?

So gesehen stimmt das zwar. Aber … um mal bei obigem Bild zu bleiben: Wenn ein Pilot nach seiner langen Ausbildung dann endlich „offiziell Pilot“ ist, und im Rahmen seiner Arbeit dann nur im Tower sitzen oder gar Fluzeuge betanken oder Gepäckwagen rumfahren würde, würde er sich wohl auch ziemlich vera****t fühlen.

(Vermutlich könnte man bei dem Problem noch tiefer schürfen, und hinterfragen, ob es den Studiengang „Informatik“ denn überhaupt noch geben sollte, und das nicht schon viel früher fachlich unterteilt werden sollte (und zwar feiner als mit Nebenfach/Schwerpunkten oder Bindestrich-Studiengängen). WAS man am Ende im Beruf macht, ist SO unterschiedlich, dass der gemeinsame Akademische Grad praktisch nicht gerechtfertigt sein kann. Das deckt sich so gesehen mit einigen der Aussagen im Thread neulich, wo es um Monoide & Co ging. Aber wenn man als Informatiker nicht Softwareentwickler werden kann (über Code-Monkey hinausgehend, entsprechend der "Linie, die ich weiter oben erwähnt habe) - als was denn dann?)

Als nichts. Auf “Stackoverflow Jobs” kam nicht viel rum. Alle paar Wochen kommt mal eine Mail von LinkedIn, mit einem freudigen Betreff, dessen bildliche Entsprechung ein schwanzwedelnder Hund wäre, aber lediglich dem Hinweis “Ihr Profil wurde 1 mal besucht” (und wenn, dann anscheinend von jemandem, der sich irgendwie verklickt hat). Formal bin ich nun “Freiberufler”, der Mühe hat, sich aufzuraffen, in lächerlichen Infrastrukturen mit haarsträubend halbgaren Programmierprachen und grottigen Tools ein paar Stunden zu verplempern um irgendeine Rechnung stellen zu können. Inzwischen wende ich für mein eigentliches Hobby (Programmieren) weniger Zeit auf, als für mein neues Hobby (Kalsarikännit). Ich würde niemandem mehr empfehlen, einen Job im IT-Bereich anzustreben. Naja, hinterher ist man immer schlauer.

Ich als gewollter Consultant … :wink:

Wieviele Bewerbungen hast du denn hinter dir?

Bei einem Fraunhofer hab ich auch 2 Jahre programmiert, das war schon ne ziemliche Seifenblase da

“Bewerbungen” ist ein dehnbarer Begriff. Ich habe keine “Initiativbewerbungen” geschrieben, falls du das meinst. Das Arbeitsamt spammt einen eben mit den oben schon erwähnten “Stellenausschreibungen von der Resterampe” zu, da habe ich auf 2 reagiert. Das eine klang ganz OK (und die hätten mich auch genommen). Das andere schien so ein Verein zu sein, wo Leute willkürlichen Projekten zugeschachert werden und dort ihre Inkompetenz unter Beweis stellen dürfen. Auf Stellenanzeigen wie die von Bleiglanz oben erwähnte würde ich, auch wenn sie inhaltlich deutlich mehr nach dem klingen, was mich interessiert (Datenstrukturen, Algorithmen, eben echte Programmierung und kein Config-File-Gefrickel um irgendwelche Services zu orchestrieren) nicht reagieren. Vermutlich bin ich dafür schlicht zu ehrlich. Das mit dem Freiberuflertum klang dann irgendwie passender (auch als “IT-Berater”, aber das nur, weil man das ja irgendwie nennen muss, und “Freiberuflicher Programmierer” irgendwie nicht zulässig ist). Der vielfach angedeutete Headhunter-Spam ist bisher ausgeblieben. Daraus ziehe ich nun auch meine Schlüsse. Nicht die konsequentesten, aber immerhin.

Wenn man keine Lust mehr hat auf das privatwirtschaftliche Arbeitsleben, kann man ja auch in die Politik wechseln. Ein ganz heißer Tipp wäre die FDP, da sie vermutlich in Zukunft Deutschland (mit)regieren wird. Ganz geschickt wäre es sicher für den Fall bspw. als künftiger Blockchainbeauftragter zu bewerben…

Ich habe den Eindruck, dass deine Ansprüche an einen Beruf sehr hoch sind. Dagegen ist nichts einzuwenden, man verbringt ja immerhin 40h die Woche damit, da soll es nicht täglich ein Kampf sein. Wie Bleiglanz schon öfters gesagt hat, es gibt Jobs bei denen das Klima und die Codebase besser sind. Wenn 20% aller Jobs zu den besseren gehören, dann können natürlich nicht 100% aller Entwickler diese Jobs haben. Diese Jobs kommen aber nicht einfach so zu einem hingeflogen, da gibt es Wettbewerb.

Mein aktueller Kunde hat z.B. ein „Innovation Lab“ (betrachten wir den dämlichen Namen mal nicht) gegründet. Auch mit Kontakten hast du von „draußen“ keine Chance da mitzuspielen, da sie hier ein paar wirklich großartige Entwickler aus halb Europa zusammengezogen haben, die dort entwickeln. Das sind alles Leute, die in den letzten Jahren als fest angestellte Mitarbeiter bewiesen haben, dass sie etwas können. Sich von außen auf dieses Lab zu bewerben? Nicht möglich. Deine Erfahrung bei LinkedIn klingt für mich ein bisschen so, als hättest du dich angemeldet und würdest jetzt darauf warten, dass ein Headhunter dir ein tolles Projekt anbietet. Das funktioniert so aber nicht, ich hatte dieses Jahr bei Xing und LinkedIn 70-80 Anfragen von Headhuntern, und da war eine(!) Stelle dabei, die Potenzial hatte.

Wenn du wirklich unzufrieden bist, dann würde ich dir entweder empfehlen in deiner Umgebung auf viele Community Events zu gehen (JUG, Cloud Native Night, etc.) und dich umzuhören wie zufrieden die Leute in ihren Firmen sind und sie einfach mal anzusprechen. Das kostet viel Freizeit und viel Aufwand, funktioniert aber ganz gut.

Die weniger aufwändige Methode ist, sich einen guten Headhunter (auch die existieren) zu suchen und den Spieß umzudrehen. Wenn ein Headhunter für eine Stelle einen Mitarbeiter sucht, dann bist du (wenn du überhaupt gefunden wirst) eines von 30 Profilen das ausgewertet und angeboten. wird. Wenn du den Headhunter beauftragst etwas zu suchen, landet dein Profil bei vielen Firmen die eventuell gar nicht öffentlich ausschreiben.

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