[QUOTE=Spacerat]
Die einzige Praxis beim Programmieren ist das Bedienen der Tastatur und das Feststellen, ob ein Programm tatsächlich funktioniert. Alles Andere ist nun mal Theorie, oder seh’ ich das falsch?[/QUOTE]
Ein Vergleich, den ich schon gelegentlich an anderen Stellen gebracht habe (um zu rechtfertigen, dass ich mir gelegentlich anmaße, den Code von anderen unverblümt als „zusammengepfuschten Müll“ zu bezeichnen, und insbesondere, um klarzumachen, dass die Gegenfrage (wie ich sie hasse: ) „Wie hättest du’s denn gemacht?“ keinen Sinn macht) :
Wenn ich mich jetzt an ein Klavier setzen und spielen würde, dann könnte jeder nach wenigen Sekunden mit absoluter Sicherheit sagen, dass ich nicht („gut“) Klavier spielen kann. Und das kann auch jemand, der es selbst nicht besser kann, als ich. Und wenn ich den Kritisierenden dann fragen würde: „Wie hättest du’s denn gemacht?“, dann könnte er darauf nicht mehr und nicht weniger antworten als „Ich hätte versucht, die richtigen Tasten in der richtigen Reihenfolge zu drücken“. Und genau das gleiche gilt beim Programmieren. Wir drücken den ganzen Tag nur irgendwelche Tasten, damit die kleinen Lichter das richtige Muster haben.
Das Thema an sich dreht sich natürlich um eine Frage, bei der die Diskussion beliebig weit in beliebige Richtungen abdriften kann. Vom Schulsystem selbst (macht der Unterschied zwischen den Schul-Arten überhaupt einen Sinn?) über die Frage der Aussagekraft von Noten („Mein Lehrer mag mich nicht…“) bis zur Bedeutung des Notenschnitts eines „Abschlusses“ allgemein (Mathe+Info 1.0, Sport+Reli+Musik+Geschi+Kunst+Bio 6.0, Schnitt 5.0, vs. umgekehrt mit Schnitt 1.8), und darüber hinaus natürlich die Frage, was einen „guten Programmierer“ ausmacht.
Rein formal kann man AFAIK mit irgendwelchen Statistiken belegen, dass Leute mit höherem Abschluss im IT-Bereich tendenziell schneller und länger mehr Geld für ihre Arbeit bekommen als Quereinsteiger. Erst hatte ich geschrieben dass sie …mehr verdienen…, aber das ganz bewußt geändert, weil es eben genau DIESE Frage aufwirft
Einen Euro für jede Zeile code oder was? kopfschüttel. Der „Wert“ eines Programmierers ist eben nicht messbar. Oder, mit einer Formulierung, die ich mal gehört habe und ganz passend fand: Es gibt 4 Arten von Menschen
- schlaue fleißige
- schlaue faule
- dumme fleißige
- dumme faule
Und am schlimmsten sind nicht die dummen faulen, sondern die dummen fleißigen. Faulheit ist meines Erachtens eine der Kerntugenden eines Programmierers. (Polemisch: Wer das nicht für sich in Anspruch nimmt, braucht keinen Computer, sondern Papier und Bleistift). Drei schlechte Programmierer können zusammen nicht die Arbeit erledigen, die ein guter Programmierer in der gleichen Zeit erledigt (und, um eine der Kernaussagen von „Mythos des Mannmonats“ dahingehend zu erweitern: Je mehr es werden, desto schlechter wird’s).
Oder kurz (weil es abdriftet) : Wenn jemand in der Schule allgemein (speziell bei den technischen Fächern) Schwierigkeiten hatte, dann ist das ein starkes Indiz dafür, dass ihm das, was man (ohne DAS jetzt näher auszuführen) als „abstraktes, formales Denken“ bezeichnen könnte, nicht so sehr liegt. Ein Indiz, aber weit weg von einem Beweis, dafür, dass er ein (auch nicht weiter ausdifferenziert: ) „weniger guter“ Programmierer werden kann, als jemand, der durch die Uni gegangen ist (und sich ggf. bei Programmieraufgaben von einer Gruppe mitschleifen lassen und selbst praktisch nie eine Zeile Code geschrieben hat).