IPMA Zertifizierung - Erfahrungen

Hallo zusammen,

bei uns in der Firma wird gerade diskutiert, wie sinnvoll eine IPMA-Zertifizierung ist und dann auch, welche Mitarbeiter diese machen dürfen/sollen. Momentan im Gespräch ist erstmal Level D.

Ich hab davon vorher noch nichts gehört. Mittlerweile weiß ich, das man am Ende eine Prüfung ablegen muss. Diese beinhaltet einen Transfernachweis als schriftlichen Teil und dann wohl noch einen mündlichen Teil.

Viellicht hat jemand von euch diese Zertifizierung und kann ein paar Eindrücke mitteilen? Ich hab ein bisschen Angst zu versagen, diese Schulung + Zertifizierung ist ja auch nicht gerade günstig.

Off-Topic: Ich wußte nichtmal wofür das Akronym steht (in vielen Zusammenhängen, und gerade beim Projektmanagement, ist eine AAI zu beobachten1). Aus Neugier schnell nach sowas wie „Prüfungsvorbereitungsfragen“ gegooglet…

Welche Arten der Matrix-Projektorganisation gibt es und wie unterscheiden sie sich?

  • Starke Matrixorganisation
    Diese orientiert sich eher an der autonomen (reinen) Projektorganisation. Hier verfügt der Projektleiter über die vollständige Projektverantwortung. Allerdings ist der PL ebenfalls in die Linie eingebunden und seinem Linienvorgesetzten verantwortlich.
  • Schwache Matrixorganisation
    Diese orientiert sich eher an der Einflussorganisation. Hier verfügt der PL nur über koordinierende Funktionen

Ich weiß, man kann aus allem eine Wissenschaft machen. Aber bei sowas frage ich mich schon, wann der Punkt überschritten wurde (! Vergangenheit !), an dem das reiner Selbstzweck wurde, bzw. nur noch dem Zweck diente, ein System von Formalismen aufzubauen, für deren Vermittlung und Abfrage man Geld bekommt.

Also mal halb on-topic: Willst du „so“ ein Projektleiter werden?

(Ich, persönlich, interessiere mich zumindest eher für andere Formen und Fragen der Matrixorganisation :nerd: )


1 AAI steht für „Absurde Akronym-Inflation“

Eigentlich will ich gar nicht Projektleiter werden, aber so wie es aussieht könnte ich eine Art “Hauptentwickler” werden. Darf dann die Entwickler innerhalb eines Projektes steuern und dem Projektleiter dann regelmäßig berichten ob man noch im Plan ist oder größere Probleme aufgetreten sind.

IME sind solche Zertifizierungen (kenne die konkrete nicht) eher bei externen Firmen beliebt um damit Kompetenz vorzugaukeln.

Ansonsten sehe ich das wie @Marco13 , mit dem Zusatz, dass Zertifizierungen „Geldruckmaschinen“ sind, und zwar fuer die Firmen die sie verkaufen :wink:

Wenn es dich nix kostet kannst ja mitmachen, selber zahlen ist Geldverschwendung fuer dich.

Das ist doch nur Auswending lernen von Dingen die du nach der Pruefung sofort wieder vergessen kannst und selbst waehrend der Pruefung nicht verstehen musst :slight_smile:

Naja, wenn du das moechtest, wird diese Zertifizierung vielleicht helfen, nicht dadurch dass du etwas lernst oder danach mehr kannst, aber so ein Zettel schadet wohl nicht, ob es etwas wirklich was bringt ist eine andere Sache.

Die Kosten würde der Chef übernehmen.

Ich glaube dem Chef geht es auch um die Außenwirkung der Zertifikate, ist aber nur eine Vermutung von mir.

Unabhängig von Sinn, Zweck und Qualität dieser Zertifizierung möchte ich auch mal auf den Bildungsurlaub verweisen.

Sofern man nicht in Bayern ist, sind das 5 Tage im Jahr die man bezahlt bekommt und dann, sofern der Bildungsträger entsprechend anerkannt ist, auch für solche Kurse und Zertifizierungen nutzen kann. Im Rheinland oder Meck-Pom gibt es bei KMUs sogar Erstattungen vom Land.

Insofern würde ich es positiv sehen, wenn mehr Arbeiter und Angestellte diese Ansprüche auch wahrnehmen würden und Betriebe da ihren Verpflichtungen nachkommen. Gerade als Programmierer lernt man ja auch ständig in seiner “Freizeit” unentgeltlich neues Zeug von dem der Arbeitgeber profitiert.

Bei dem Kurs bin ich allerdings skeptisch. Zum einen weil ich selbst mal bei so Leuten gearbeitet habe, die solche und ähnliche Kurse machen. Das waren halt dampfplauderer, die selbst keine Ahnung von dem hatten, was Sie da erzählen und ihre Kursunterlagen auf übelste Art und Weise einfach aus dem Internet herauskopiert haben, ohne Quellenangaben oder sonstwas und dann Preise jenseits von Gut und Böse dafür veranschlagt haben. Seitdem ist die Branche eigentlich für mich unten durch.
Andererseits sind Projekte sehr speziell und je nach Branche so unterschiedlich und von so vielen Philosophien geprägt, dass ich es kaum für möglich halte, dass in so einem Kurs etwas sinnvolles zusammengetragen werden kann. Es gibt sozusagen nicht die “Perfekte” Art ein Projekt zu bestreiten. Und erst recht nicht in Multiprojektumgebungen.
In der Informatik, da wird halt gepatcht wenn was nicht in Ordnung ist, was in anderen Branchen nicht möglich, schwer oder teuer ist (siehe VW ;))
Zudem gibt es eine starke Ausprägung hinsichtlich Kanban und Scrum, also agile, iterative Vorgehensweisen mit ganz anderen Zyklen. IPMA scheint hier viel weitläufiger angelegt zu sein.

Bildungsurlaub als solchen habe ich noch nicht in Anspruch genommen. Bei uns ist es aber generell möglich bis zu 3 Schulungen pro Jahr mit Bezug auf die aktuellen Aufgabenbereiche zu machen. Der Chef zahlt diese Schulung und falls nötig auch die Unterkunft.

Wenn man möchte, kann man die Themen dieser Schulungen auch im Rahmen des jährlichen Mitarbeitergespräches schriftlich festhalten lassen.


Zum Thema: Unterlagen nur zusammen kopiert. Das hängt ja vermutlich stark vom jeweiligen Trainer und der zugehörigen Firma ab und findet sich bei anderen Themen sicherlich auch.

Dennoch, wollt/könntet/möchtet/macht ihr ICB 3, PMBOK, PRINCE2, Scrum, AgilePM oder doch 6sigma?

Diese Liste lässt sich noch absurd lange weiterführen. Aber je nachdem, was da überhaupt für euch in Frage kommt, macht sowas überhaupt erst Sinn.

Sucht man noch etwas im Internet von fehlgeschlagenen Projekten, die nach einer dieser Methode durchgeführt wurden, darf man meist noch den Satz lesen, dass das nur daran lag, dass das ganze falsch umgesetzt wurde.

Und am Schluss ist es ja nicht nur so, dass man die Teilnehmer Zertifiziert, sondern dann auch regelmässige Audits braucht, bei denen jemand mit der Checkliste auftaucht und schaut ob auch wirklich jedes Dokument, das der Prozess vorschreibt ausgefüllt wurde und die entsprechenden Rollen an entsprechend Zertifizierte Leute verteilt wurden. Und erst dann, darf man auf seiner Homepage erwähnen, dass man ein Fachbetrieb für dieses oder jenes ist.
Die Krux dabei ist, dass wenn man dann noch Aufträge von einem Konzern annehmen möchte, kommen die auf die Idee man solle doch noch irgend ein Zertifikat vorweisen, das erstens teuer ist und zweitens einem Methoden aufzwingt, die es gar unmöglich machen Projekte abzuschliessen. Und das auch nur weil der Konzern sich vorher dazu entschlossen hat so eine Zertifizierung zu machen, die es nur erlaubt Subunternehmer mit eben solcher Zertifizierung zu engagieren.

Ist aber nur meine Meinung und vielleicht an manchen Stellen etwas ausschweifend. IPMA kann trotzdem wunderbar sein, habe aber dennoch meine Zweifel.

Also wenn es der Arbeitgeber die bezahlt, und die Zeit freistellt… was kann es denn schaden? Diese Prüfungen sind meistens so ausgelegt, dass die Teilnehmer sie locker bestehen, wenn sie nicht ganz auf den Kopf gefallen sind. Im Besten Fall nimmst du bei dieser Schulung ein paar gute Dinge mit, an die du bisher nicht gedacht hast. Im schlimmsten Fall sitzt du dort in der Schulung und langweilst dich, und weißt dann in Zukunft was du davon zu halten hast, wenn jemand mit dieser Zertifizierung ankommt :wink:

Oh ich hatte die Antwort von @ionutbaiu irgendwie überlesen. Ich geh da nochmal kurz drauf ein.

Bei uns gibt es momentan eine Mischung zwischen “klassischer” und agiler Entwicklung. Je nach Projekt und Auftraggeber unterscheiden sich die Vorgehensweisen. Soweit mir bekannt ist, hat ein Großteil der Mitarbeiter unserer Firma kein Wissen in irgendeiner Form zu Projektmanagement, weder agil noch “klassisch”.
Ein Problem bspw. ist momentan, dass bei uns die Projekte nicht richtig geplant werden. Jedes Projekt für sich zwar schon, oft wird aber übersehen, dass einige Mitarbeiter in mehreren Projekten parallel im Einsatz sind und sich dadurch die Zeitpläne der einzelnen Projekte verschieben können.
Manchmal passt auch die geplante Reihenfolge der Aufgaben nicht mit Realität zusammen, weil Zusammenhänge nicht erkannt wurden usw.


Es wurde jetzt entschieden, dass einige aus unserer Firma diese Zertifizierung inklusive Schulung machen werden. Das Ganze wird aber nicht nur wegen dem hübschen Zertifikat gemacht, sondern soll dann auch die bisherigen Vorgehensweisen in der Planung unterstützen oder erstetzen. Sprich, unsere Projekte sollen besser geplant werden. Wieviel von der Schulung es bis in die Praxis schafft wird dann letztendlich die Zeit zeigen.

Ich gehöre auch zum ausgewählten Kreis der Teilnehmer und freue mich jetzt doch schon ein bisschen drauf. Wenn Interesse besteht, kann ich nach der Prüfung gerne einen kleinen Erfahrungsbericht schreiben.

Dieser Thread ist schon etwas älter, aber ich möchte euch meine Erfahrungen nicht vorenthalten.

Grundsätzlich halte ich diese Weiterbildung für sinnvoll. Wir hatten zwar im Studium auch einiges an Projektmanagement, aber was man nicht nutzt rostet ein.

Zeitaufwand
Man sollte den für die Zertifizierung nötigen Zeit-Aufwand nicht unterschätzen. Das Anfertigen des Transfernachweises und die Vorbereitung auf die schriftliche und mündliche Prüfung sind doch recht zeitintensiv.
Unser Chef hat uns 40h Zeitbudget eingeräumt zur Anfertigung des Transfernachweis, allerdings benötigt man ungefähr das doppelte der Zeit. Und je nachdem wie man lernt, braucht das ebenfalls entasprechend Zeit.

Hauptproblem für mich war nur der Zeitpunkt der Weiterbildung. Aufgrund der Auftragslage hätte ich unzählige Überstunden machen können und sollte dann noch die Weiterbildung zeitlich unterbringen. Das hat meinen Stresspegel ganz schön hoch gehalten.

Inhalte
Die Inhalte waren sehr interessant und das Eine oder Andere wurde auch schon in die Praxis übernommen. Sinn und Nutzen wurde gerne mit Anekdoten der Trainer/Dozenten veranschaulicht.

Für mich war auch etwas neues dabei und man hat die meisten Methoden auch angwendet anhand von fiktiven kleineren Projekten.

Prüfung
Den Transfernachweis habe ich gerade so bestanden. Hätte ich mehr Zeit investiert wäre der sicherlich besser geworden.

Die Schriftliche Prüfung war ganz OK, aber mit auswendig lernen kommt man hier nicht weit. Man durfte unter anderem einen Netzknotenplan berechnen und Kostenganglinien zeichnen. Ein Großteil der Fragen deckten aber die Theorie ab.

Bei der mündlichen Prüfungen hatte ich ein bisschen glück mit den Fragen. Konnte diese gut erklären und hab wohl auch die richtigen Begriffe verwendet.

Ich bin jetzt also “zertifizierte Projektmanagement-Fachfrau”