Hähwas? Wo das denn?
Wenn sich mal wieder die Gelegenheit ergibt, einen Rant über dieses gefährlich fehlgeleitete Konzept vom „Full-Stack“ abzulassen, nutze ich das doch gerade mal. Dass das unsinnig ist, ist wohl den meisten (Entwicklern) klar. Wer meint, er wäre „Full-Stack-Entwickler“, der möge sich bei mir melden, und dann reden wir mal darüber, was genau das bedeuten soll.
Anekdotisch: Ich hatte mir mal die Aufgabe überlegt: Eine MongoDB im Hintergrund (mit irgendwas trivialem, sowas wie „Nutzername+Notiz“). Darüber eine Node-Express-REST-API. Und ein Frontend dazu, in React oder Angular. Der Nutzer kann sich einloggen, sieht seine „Notiz“ angezeigt, und dann sie ändern und in der DB speichern. Das ganze halt noch schick in irgendwelche Containerchen verpackt und in AWS deployt. Und die Fragen, die ich dann stelle:
- Kannst du so ein System „von 0 auf“ aufsetzen, ja oder nein? (Die meisten würden sagen „Ja“ - aber die nächste Frage ist wichtig:)
- Wie lange würdest du dafür brauchen? Ein paar Stunden, eine Woche, einen Monat?
- Und vielleicht die wichtigste Frage: Könntest du das ohne Google und StackOverflow?
Spätestens bei der letzten Frage würden wohl die meisten zusammenzucken, und kleinlaut zugeben: Naja, vielleicht, wenn alles glatt läuft, aber … das tut es nie. Und wenn man keine Fehlermeldungen googeln und keine murxigen Workarounds unverstanden aus Issues und Stackoverflow rauskopieren kann, ist man schnell mit seinem Latein am Ende…
Die Verantwortlichkeiten, die Entwicklern aufgehalst werden, machen es praktisch unmöglich, in allen Bereichen kompetent genug zu sein, um keinen Mist zu bauen. Ich verstehe nicht, wie man sich List of data breaches - Wikipedia ansehen und dann immernoch mit den Schultern zucken und sagen kann „Ja, aber uns wird das nicht passieren! Unser Entwickler kann Datenbanken. Und HTML-Programmierung kann er auch!!!111“
Jahrzehntelang war eines der wichtigsten Prinizipen in der IT die Entwicklung von Schnittstellen, und so viel Information wie möglich zu verstecken (vor jedem, der diese Information nicht wirklich undebedingt braucht). Und (auch wenn das etwas philosophisch klingt:) Jahrhundertelang war eines der wichtigsten Prinzipien der Menschheit zunehmende Spezialisierung. Dass das sogenannte „DevOps“ da zumindest in einem engen Bereich genau die entgegen gesetzte Richtung eingeschlagen hat, war sicher nicht hilfreich…