Ach ich arbeite ja als Zusteller bei einem der größeren in diesem Business.
Seit Anfang diesen Jahres hab ich hochgerechnet ca. 10 bis 15 (((Tausend))) Pakete zugestellt. Nur um mal so eine Relation anzudeuten. Das da mal was schief geht ist klar. Aber das ist wirklich im Promillebereich, wenn überhaupt.
Letztens soll wohl der Server in einem Verteilzentrum abgeraucht sein. Von 120.000 Paketen wurden 40.000 erst einen Tag später bearbeitet. Ist das nun Höhere Gewalt oder einfach lausige Informatiker, die sich dann der Bugs annehmen?
Zudem kann man sich ja vorstellen was los ist, wenn an einem Tag dann einfach 40.000 zusätzliche Pakete da sind. Also 30 bis 40% mehr gegenüber Normalbetrieb.
An einem Samstag dann schafft es der Spediteur nicht die Zuführung rechtzeitig zu machen. Viele Pakete bleiben liegen. Kunden sind verärgert, dass Pakete erst am Montag kommen. Zusteller am Montag haben plötzlich das doppelte der Arbeit vor sich gegenüber Normalbetrieb.
Es ist ja schon so, dass wegen Krankheit und chronischem Personalmangel ganze Bezirke einfach mal nicht bearbeitet werden. Da werden dann sogar teils Leute eingestellt, die nicht mal richtig lesen können. Unter normalen Umständen undenkbar. Die Alternative wäre dann halt keine Zustellung an noch mehr Tagen. Hier in der Gegend ist die Arbeitslosenquote sehr niedrig und die Industrie zahlt gut. Da ist meist das Einstellungskriterium die vorhandene Arbeitserlaubnis. Da ist Personal zu finden echt schwierig.
Immer öfter reicht die Zeit einfach nicht um alles weg zu kriegen, weil die Paketmengen einfach so gnadenlos riesig sind. Da bleibt am Ende nichts anderes übrig als die Tour abzubrechen. Ganz einfach. Und am nächsten Tag soll das ganze dann aufgearbeitet werden zusätzlich zur normalen Arbeit für die eh schon keine Zeit reicht.
Das lapidare „Unterschrift fälschen“ hat nicht absehbare Konsequenzen. Der Zusteller haftet und zahlt Ersatz aus der eigenen Tasche. Das Unternehmen hält sich raus und verteilt eine Abmahnung. Die Polizei ermittelt wegen Unterschlagung und Diebstahl. Das ist quasi das Dümmste was ein Zusteller machen kann. Es soll da sogar Leute geben die Monat für Monat das gesamte Gehalt für Regress ausgeben
Dazu kommen noch Versender die nicht verpacken können. Hey, wenn ihr ein T-Shirt in einer Plastiktüte versendet, dann gibt es da so eine Folie über einem Klebestreifen, wenn ihr die Folie abzieht, dann könnt ihr die Tüte zukleben, dann fliegt da der Inhalt auch nicht raus. Billigste Kartonage kein Füllmaterial und das Etikett auf dem Falz, damit es auch ja sehr schwierig ist, die Sendungsnummer einzuscannen. Tja, programmiere doch mal einer einen Strichcode-Scanner, der damit zurecht kommt.
Besteller, die es nicht schaffen ihre richtige Adresse anzugeben. Versandunternehmen die es unmöglich machen die Adresse richtig einzugeben. Tja, hier gibt es eben mehrere Orte mit der gleichen PLZ und den gleichen Strassennahmen. Autocomplete machts dann möglich, dass da was schief geht. Aber nach einiger Zeit weiß man, wer wo wohnt und bekommt das geradegebogen.
Und zuguterletzt ist die Verteilung der Hausnummern an vielen Stellen konfus. Bei Eckhäusern braucht man die Zuordnung zur richtigen Strasse. Häuser in zweiter Reihe. Häuser mit Zusätzen. Ja sogar V-förmige Strassen bei denen der eine arm ungerade Nummern hat, der andere die geraden. Dann auch oft nicht angeschriebene Nummern oder nicht angeschriebene Namen.
Ein Paket irgendwohin bringen ist Kreisklasse, an einem Tag 200 Pakete zustellen ist Championsleague.
Ein unzustellbares Paket zurück zu schicken ist zusätzliche Arbeit, die so nicht vergütet wird. Muss sortiert werden und eben beim Absender erneut zugestellt. Ob sich das rechnet?
In eine Filiale oder einen Paketshop benachrichtigen kostet Geld. Die Shops arbeiten in der Regel selbständig und bekommen pro Paket eine Vergütung. Da ist das schnell ein Minusgeschäft.
TL:DR in der Paketbranche ist die durch den Online-Boom eine Belastung die unbeschreibliche Ausmasse annimmt, die so einfach nicht zu bewerkstelligen sind. Bei 80 Millionen Menschen in Deutschland kann sich nicht jeder, ja nicht mal jede Familie einen Dienstboten leisten der ihnen die kompletten Einkäufe nachhause liefert. Erst recht nicht zum Preis von 8 Euro im Monat (Amazon-Prime)