Wirecard

Irgendwie scheint sich ja alles um den Biervirus zu drehen heutzutage, obwohl gerade ein DAX Unternehmen mit einem riesigen Skandal (Paukenschlag) Bankrott gegangen ist.

Ich hab da auch mal gearbeitet, aber nicht lange, fand dass da ein paar Dinge sehr seltsam waren, kurz nachdem ich die Probezeit nicht ueberstanden hab… :wink:

Mal ernsthaft, kenne noch ein paar die dort bis vor kurzem arbeiteten und finde es sehr schade fuer diese Personen.

Auf der anderen Seite faellt mir auf, dass speziell deutsche Firmen immer wieder mit kriminellen bzw. skandaloesen Nachrichten auf sich aufmerksam machen, zB. auch dieses mal wurde die Deutsche Bank den „Fingern in der Risiko-Keksdose“ erwischt (anstatt Schuldscheine nahm man da lieber Aktien als Sicherheit fuer Kredite an Wirecard lol), vor ein paar Jahren wurde VW dabei erwischt wie Messergebnisse auf Pruefstaenden manipuliert/erlogen wurden…

Ist das nun die moderne Auszeichung „Made in Germany“?
Oder sind das nur Ausreisser?
Bin ja selber seit Jahren nicht mehr da und bekomme das alles nicht mehr direkt mit, wie das so im oeffentlichen Bewusstsein wahrgenommen wird.

Mh ich würde sagen, man bekommt manche Sachen nochmal „mehr“ mit bzw. unterbewusst interessiert man sich mehr wenn es sich um deutsche Unternehmen handelt.

Was VW z.b. angeht waren sie ja bei weitem nicht die einzigen (und auch einige nicht deutsche Unternehmen hatten solche Software). Man hat bei VW einfach dann das ganze richtig aufgeblasen.

Ansonsten bekommt man durchaus auch aus anderen Ländern solche Sachen mit (mal mehr mal weniger groß). Hab z.b. vor einiger Zeit auf Netflix ein Film über so ein Festival (irgendwas mit Fire) gesehen was auch schon pompös beworben wurde mit allen möglichen Stars und Influencern und joar das Ergebnis was enttäuschend um es sanft auszudrücken. (Natürlich dürfen die Instagram Stories etc. nicht fehlen wie dramatisch die Situation dort ist, schlimmer war es sicher nicht in WW 1 oder 2!!!)

Ich finde das ehrlich gesagt verharmlosend.

Bei VW (und wohl anderen dt. Autoherstellern auch) wurden Kunden getaeuscht (Werbung mit wie effizient und umweltschonend die Autos doch waeren), man log sich sich an nationalen und internationalen Vorschriften vorbei.
Das ging vom Management bis runter zum Angestellten SW Entwickler! Man stelle sich vor wie das auf dem SCRUM Board ausgehen haben muss, „implement fake results when on test rig“ und alle haben mitgemacht.

Von VW kaufe ich nix, ich will nicht deren Kunde sein, verarschen kann ich mich auch selber.

In den USA wurde VW zu Strafzahlungen verurteilt und musste die Autos zuruecknehmen, wurden ja mit gefaelschten Angaben zur Leistung und Abgaswerten verkauft, die Kunden wurden wissentlich irregefuehrt.

Deswegen finde ich es wichtig zu erwähnen, dass es auch viele andere gemacht haben. Nicht um es zu verharmlosen sondern den Leuten aufzuzeigen dass es nicht reicht dann zu sagen „Joar VW kommt mir nicht mehr ins Haus“. Ja, bitte dann aber viele andere auch nicht mehr.
Wie sieht es denn aus? Audi, Seat, Porsche? Auch nicht mehr? Alles VW.

Ich finde es schade, dass einem sehr schnell verharmlosung unterstellt wird, wenn man darauf hinweist, dass es auch andere hier nicht politisch korrektes Wort einsetzen Schafe gibt. Vorallem, wenn die das gleiche gemacht haben.

https://www.automobilwoche.de/article/20160422/NACHRICHTEN/160429974/ausweitung-des-abgasskandals--hersteller-betroffen

„Darüber hinaus wurden auch bei Fahrzeugen der elf Marken Alfa Romeo, Chevrolet, Dacia, Fiat, Ford, Hyundai, Jaguar, Jeep, Land Rover, Nissan, Renault und Suzuki problematische Werte entdeckt.“

Klar VW ist einer der größten, aber wo ist bei den anderen Marken (zugegeben da sind noch andere deutsche auch dabei) die großen Klagen und Verurteilungen?

Audi waere ein Kandidat gewesen, haben die das auch gemacht? Falls ja, sind die kein Kandidat mehr.

Klar VW ist einer der größten, aber wo ist bei den anderen Marken (zugegeben da sind noch andere deutsche auch dabei) die großen Klagen und Verurteilungen?

Anscheinend ist das Ausmass ein anderes:

Bei VW sind es sieben, bei Mercedes und Audi je drei, bei Opel, Land Rover, Ford und Fiat je eines.

Irgendwie scheint das mit „die anderen machen das auch so“ nicht ganz so zu sein.

Was mich persoenlich dabei stoert ist wie man das selbstverstaendlich unter den Teppich kehren will, so ganz ohne Konsequenzen.
Gab es denn in D Konsequenzen? Das letzte was ich gehoert hab war dass es Sammelklagen gab/gibt gegen VW weil die ihre Drecksschleudern nicht zuruecknehmen mussten…

Man kann als Kunde schon entscheiden wo man kauft und vertrauen ist IMHO schon wichtig, und da hab ich eben keines im Moment.
Autos sind nicht billig und ich zahl ja auch nicht mit Falschgeld…

Mh ich glaube man hat hier versucht die Konsequenzen so gering wie möglich zu halten. Aus Politiker Sicht auch ein zweischneidiges Schwert. (Totschlagargument: Arbeitsplätze)

Ich persönlich versuche nicht das unter den Teppich zu kehren. Und klar aus Unternehmenssicht musst du das versuchen.

Audi pff weiß nicht ging mir mehr darum, dass es auch zum VW Konzern gehört.

Aber ich denke das ist ein wenig OT^^

Vermutlich wird sich das immer weniger geben aus welchen Ländern die Skandalunternehmen kommen, da ja die Manager die das verbrechen, munter international rumreisen was die Unternehmen angeht

War nicht meine Absicht dir das zu unterstellen :slight_smile:

Das sehe ich nicht so. Wenn man dabei erwischt wird, ist es nicht gerade total verrueckt das einzugestehen und das vertrauen wieder herzustellen, dazu gehoert auch das Konsequenzen gezogen werden.

Es sind eben nicht nur Manager, im Falle von VW auch Teamleiter, Ingenieure, SW Entwickler, usw., .d.h. dass da eigentlich durch die Bank weg die Unternehmenskultur faul ist.
Boeing hat das ja auch, dabei sind Menschen ums Leben gekommen.

Die Leute die ich von Wirecard kenne sind in der IT, da vermute ich ganz stark dass die keine Ahnung hatten, aber dass da nur die beiden Geschaeftsfuehrer bescheid wussten glaube ich keine Minute.

Die Frage ist, wie viele brauchst du am Ende wirklich beim Umsetzen, die eine merkwürdige Moral haben?
Reicht am Ende das Feature „Erkennung von Testständen, damit wir nicht ewig durch die Gegend fahren müssen sondern das Reinigungsprogramm sofort anspringt und wir da gezielter mal unterschiedliche Einstellungen testen können“ und wenns fertig ist, besticht man nur noch wenige, das einfach drinne zu lassen?

Und ja, das mit der Unternehmersicht war etwas falsch, trifft eher die Managersicht. „Schnell die Bilanzen gut halten (Strafen abwenden) und dann ab zum nächsten Unternehmen“.
Also schnelle Mark machen durch Boni und nach mir die Sintflut

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Wenn ich sowas lese, neige ich dazu, philosophisch abzudriften, und einen Bezug zu Cube zu sehen. Jeder macht seinen Teil und kennt das große ganze nicht. Wer vor der Wahl steht, irgendein Feature zu implementieren, das „moralisch fragwürdig sein könnte“, oder seinen Job wegen Arbeitsverweigerung zu verlieren, erkennt schnell: Moral muss man sich leisten können.

Etwas unmittelbarer auf die Fälle bezogen, die du beschrieben hast, aber sehr weit verallgemeinert (und fast überall anwendbar): Es ist egal, welche Key Performance Indicators definiert werden. Irgendjemand wird Wege finden, diese Key Performance Indicators zu optimieren, ohne, dass man sich damit dem Ziel annähert, das damit vordergründig betrachtet beschrieben werden sollte. (Ob die „Wege“, die man da findet, legal, illegal, oder ~„in der Grauzone“ sind, hängt dann vom Einzelfall ab).

Ansonsten kann ich nicht viel sinnvolles oder konkretes dazu sagen. Darum noch eine Binsenweisheit:

„Und die Moral von der Geschicht’: Manche erwischt man - andere nicht“ :slight_smile:

… und dann kommt dann zufaellig SW raus die komplett anders am Teststand funktioniert?
Ne, glaub ich kein bisschen.
Dass der Azubi/Werksstudent wohl nicht involviert war ist klar, aber da wussten doch bestimmt genug von den von mir genannten Rollen was da Sache ist, das muss ja auch eine QA durchlaufen :wink:

Moral kann sich jeder „leisten“, das hat IMO etwas mit dem Charakter zu tun, ist ja nicht so dass man als Ingenieur dann vor ein Erschiessungskommando kommt wenn man sich weigert, schlimmstenfalls verliert man seinen Job, aber das ist nicht das Ende der Welt.
Man muss nicht gleich ein Marcus Aurelius sein, aber zu sagen „ich kann nicht anders“ ist nur eine faule Ausrede.
Da ging es wohl auch um Karriere etc., also selbstsuechtige Ziele fuer diejenigen die eingeweiht waren.

Es ging eher darum, dass das (jaja, ich weiß: etwas ironische) „Implement fake results“ eben nicht auf dem SCRUM-Board auftauchte. Eher darum, dass „ganz oben“ jemand das Ziel hatte, mehr Autos zu verkaufen, etwas weiter unten jemand erkannt hat, dass dazu Abgasnormen eingehalten werden müssen, etwas weiter unten wußte jemand, dass da „nur“ die Testergebnisse eine Rolle spielen, etwas weiter unten hat dann jemand „das Motorverhalten für bestimmte Bedingungen optimiert“ (und das klingt doch toll!), noch weiter unten hat jemand dann ein paar Zeilen Code geschrieben, aber der war kein Jurist und hat sich sicher nicht die Frage gestellt, ob das „legal“ ist (und wenn er sie sich gestellt hätte, hätte er sie nicht beantworten können).

Die Frage ist ja: Auf welcher Ebene kann man wem Verantwortung zuweisen?

(Darüber streiten sich jetzt die Juristen. Im Zweifelsfall ist es „ganz VW“, es gibt Strafzahlungen, die „ganz unten“ werden entlassen, und der „ganz oben“ bekommt einen Bonus, weil er es geschafft hat, durch geschickte Entlassungen das Geld für die Strafzahlungen einzusparen…)

Also so wie ich das mitbekomme gehen „dank“ der Corona-Krise in DE plötzlich noch ganz andere Dinge vor sich als nur Pleiten und Skandale ala VW oder jüngst auch Tönnies. Seitdem man wegen Corona Grundrechte einschränkte, befasst man sich nun z.B. wieder mehr mit politischer Bildung und sucht Infos nicht bloß mehr bei den sog. Mainstream-Medien, die uns vermutlich über die letzten 20 Jahre immer mehr und mehr „transatlantifantischen“ (NATO treuen) Blödsinn erzählten, weil sie es konnten - sie hatten einen unheimlich hohen Vertrauensvorschuss und dieser bleibt nun auf der Strecke.

Wir sprechen hier schon von einigermassen gebildeten Menschen? :wink:
Ergebnisse zu faelschen weil man meint damit das richtige zu tun, das sollte sich doch eigentlich schon irgendwie zumindest ein bisschen „falsch“ anfuehlen.

Auf jeder Ebene.

Ein Soldat der Bundeswehr kann zB. die Ausuebung eines Befehls verweigern wenn die Ausuebung die Menschenwuerde verletzen wuerde.

Straffreiheit

Im deutschen Wehrrecht gibt es heutzutage die Möglichkeit, straffrei den Gehorsam zu verweigern,

  • wenn ein Befehl unverbindlich ist, insbesondere wenn er nicht zu dienstlichen Zwecken erteilt ist oder
  • wenn er die Menschenwürde verletzt oder
  • wenn durch das Befolgen eine Straftat begangen würde (§ 11 SG, § 22 WStG).

Klar ist schon ein etwas krasses Beispiel, aber worauf ich hinauswill ist dass es selbst fuer eine Berufsgruppe die Moeglichkeit gibt „mach ich nicht“ zu sagen bei der sowas mal schnell zu harten Strafen fuehren kann, dann hat ein Ingenieur noch viel mehr Moeglichkeiten und viel weniger Repressionen zu befuerchten.

Das Problem das ich mit solchen Firmen habe ist, dass es eben kein Versagen auf nur einer Ebene ist, das hat System, und jeder der mitmacht hat sich dafuer entschieden.
Da moechte ich nicht Kunde sein, geht ja direkt auf meine Kosten.

Nun, ich bin da nicht so weit drin, wie man sein könnte, wenn man 8 Stunden am Tag Nachrichten und Hintergrundberichte über VW und Wirecard lesen würde. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Absicht des Betrugs (etwas vereinfacht gesagt) auf vielen Ebenen durch Euphemismen wie „Semi-automatische Adaption der Verbrauchsoptimierungsmethoden (mit Deep Learning!!111)“ übertüncht wurde.

In jedem Fall nehme ich an, dass die Juristen sich jetzt über die nahe liegenden Fragen streiten: „Wie ‚weit unten‘ war die Betrugsabsicht noch erkennbar?“, „Wer hat sie erkannt? (und wer nicht, und wer hätte das tun sollen?)“, „Wer hat sich darüber beschwert (und wer nicht, und wer hätte das tun sollen?)“.

Der Vergleich mit den Soldaten erscheint nahe liegend, und ich stimme da voll zu. Ein Problem ist aber, dass es (wie oben angedeutet) schwierig ist, Dinge richtig einzuschätzen, die man nur „von unten“ sieht. Vor allem, wenn es um Rechtsfragen geht, oder „Ethik“. (Irgendwann hatte ich dazu mal https://cseducators.stackexchange.com/a/3090/ geschrieben…)

Ab einer bestimmten Ebene sieht man sich selbst nur als „kleines Rädchen“. Auf der Scrum-Karte steht: „Increase gasoline compression after accelerating to 90mp/h three times“. Ist das für den Verbrauchstest? Wer weiß. Ist das erlaubt? Wer weiß. Ist das „schlimm“? Wer weiß. Wer könnte das implementieren? Drei von vier Leuten heben die Hand. Der vierte könnte es auch, und weiß, dass er schlicht gefeuert werden könnte, wenn er es nicht machen würde, wissend, dass es dann drei andere gibt, die es machen würden.

Es gibt viele Dinge, bei denen man die Hand heben sollte (nein, nicht so mit schräg hoch ausgestrecktem Arm…) und sagen sollte: „Moment mal, das hier ist nicht in Ordnung!“. Aber es ist (ganz allgemein gesprochen) sehr, sehr, sehr heikel, jemandem vorzuwerfen, wenn er sich an Regeln (oder Vorschriften oder Vorgaben) hält. Die Regeln können falsch sein, aber jeder, der sich dagegen stellt, muss mit Konsequenzen rechnen, und abwägen, ob er mit den Konsequenzen (z.B. Jobverlust) umgehen kann - das ist sehr individuell. Nicht jeder kann das. Ich finde, dieser Videoausschnitt passt dazu.

Den hatte ich schonmal in einem Kommentar auf StackExchange gepostet. Zu erklären, wie das damit zusammenhängt, dass ich zu StackExchange nicht mehr beitrage, und dass ich den Link weiter oben in backticks geschrieben (und nicht echt verlinkt) hatte, wäre jetzt zu kompliziert…

Bei Boeing hat das Unternehmen gegenüber der Luftfahrt Behörde eine falsche Risikobewertung eingereicht.
Ich glaube nicht dass der Niedriglohn-SW-Fremdentwickler aus Indien sich da was vor zu werfen hat.

Wollte ich nur mal einwerfen, weil vorhin was über Boeing gesagt wurde.

Wo kein Klaeger da kein Richter… wobei, nach 4 Jahren (!!!) hat ein Gericht entscheiden dass VW ihren Muellschleudern zuruecknehmen muss, da wurde schoen alles unter den Teppich gekehrt…

Das mit dem SCRUM Board war nicht ganz ernst gemeint, aber falls SCRUm eingesetzt wurde, schreibt das Team die Karten selber,. von oben kaemen nur grobe Anforderungen.

Mein Punkt war aber eigentlich der, dass selbst wenn nicht jeder im Bilde war, es muessen zumindest einige Leute im Management, Teamleiter, SW Entwickler und Ingenieure voll im Bilde gewesen sein was die da bauen. Natuerlich nicht jeder bis hin zur Putzfrau… aehm Reinigungskraft, aber dass gleich alle sich dummstellen koennen stinkt.

Das Video ueber den Google Mitarbeiter ist interessant, und ihm stand es auch frei den Mund zu halten, was bekommt man bei Google nach 3 Jahren in seiner position wenn man nicht gefeuert wird?
2 Millionen USD in Geld und Aktien? Ich meine sowas um den dreh rum… sich dann fuer das Risiko zu entscheiden seine Meinung zu vertreten die nicht im Konsens mit der Firmenkultur ist, ist enteeder mutig, hoch moralisch oder schlicht daemlich…

Bei Boeing ging es auch darum dass bestimmte Konfigurationen von HW und SW vollkomen okay gewesen waeren, aber falls HW Komponenten weggelassen wuerden, die Flieger dann nicht mehr so gut fliegen.

Nebenbei, Indien hat nicht nur Niedriglohn Entwickler, ist nur eine Frage was man Ausgeben will, und wenn man die Gehaelter aus dem Silicon Valley mit denen in D vergleicht, kommt man zum Schluss das D ein „Niedriglohn Entwickler Land“ ist.

Im Silicon Valley gibt es uebrigens keine „Junior SW Entwickler“, die kommen fertig aus den Uni :wink: