1.9° wäre besser
Die kausalen Zusammenhänge sind so komplex, dass dieses Ziel zu artikulieren bestenfalls das ist, was ich als „Augenwischerei“ bezeichnen würde. Es gibt verschiedene Ebenen, auf denen man das Problem addressieren könnte - und ich meine damit (noch) nicht man das Problem des Klimawandels an sich, sondern schon das Problem der Debatte darüber.
Es wird schwierig bis unmöglich, Wissenschaft und Politik an dieser Stelle unter einen Hut zu bringen. Wenn es Maßnahmen gibt, die aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoll wären, aber politisch unerwünscht, dann wird das nicht passieren. Leute schnappen sich ihre zwei Kinder und fahren in den Urlaub an die Ostsee. Mit dem Zug, der Umwelt zuliebe. Damit dabei nicht 250kg, sondern nur 50kg CO2 emittiert werden. Nach List of countries by carbon dioxide emissions per capita - Wikipedia spart jemand, der gar nicht erst ein Kind bekommt, 750 Tonnen CO2. Schon Vegetarier zu sein hat einen größeren Effekt als alle Flugreisen, die man sich in seinem Leben sparen könnte. Eine Ein-Kind-Ehe zu verordnen oder Fleisch so zu besteuern, dass es sich keiner mehr leisten kann, wird aber nicht passieren. Umgekehrt werden (natürlich) politisch gewünschte „Maßnahmen“ durchgesetzt, mit dem (nicht überprüfbaren) Argument, dass es dem Klimawandel entgegen wirke.
Das ist auch schon das nächste Problem. Nämlich dass man kaum etwas systematisch oder überprüfbar durchführen kann. Wenn wir von diesen „Modellen“ reden, die das Klima in 10 oder 20 Jahren vorhersagen, sind die so ungenau (d.h. das Fehlerband ist so breit), dass man gar nicht überprüfen können wird, ob irgendetwas, was wir heute machen, einen positiven oder negativen Effekt hatte. Ja, die Temperaturen steigen. Angenommen wird verbieten heute Autos. Komplett. Niemand fährt mehr Auto. Ein Lockdown, quasi. Und in 10 Jahren steigt die Temperatur dann um 2.1°C. Wie viel wäre es gestiegen, wenn man einfach weitergemacht hätte? Was hätte man machen müssen, damit sie nur um 1.9°C gestiegen wäre?
(Das nicht falsch verstehen: Jaja, Klimawandel passiert, ist von Menschen verursacht, ist ein Problem, man muss/müsste was machen. Hier ein aktueller Artikel dazu. Nun. Nicht ganz aktuell. Von 1912. Aber der Punkt ist: Wir haben keine Ahnung, was man machen müßte. Und 100-Watt-Glühbirnen zu verbieten wird sicher keinen Effekt haben. Das ist das, was „blinder Aktionismus“ genannt wird, und wenn gleichzeitig (!) Elektroautos mit horrenden Subventionen auf die Straßen gestreut werden, ist das nicht nur unsinnig, sondern vollkommen absurd. Ich wäre ja für Gegenargumente offen, aber … tja…)
Es gibt noch viel mehr Ebenen, auf denen ich die Debatte oder das Verhalten von Individuen oder Gruppen kritisieren könnte, aber das würde wohl abdriften. Und ich habe mich mit bestimmten Themen noch nicht so intensiv beschäftigt, wie ich das müsste um mehr sinnvolles dazu sagen zu können. (Ironischerweise ist das ein Punkt, für den ich andere kritisieren würde. Aber die Frage, wer sich wann zu welchem Thema einen gefestigten Standpunkt anmaßt und den lautstark artikuliert, geht auch über den Kern hinaus. Immer, wenn jemand von etwas redet, als wäre er Experte, denke ich mir „How dare you?!?!“ ). Wenn ich in dieses Thema reinzommen müßte, würde ich mal bei Copenhagen Consensus – Wikipedia anfangen, und der Klimawandel taucht da bestenfalls indirekt als „CO2-Arme Energie“ recht weit unten in einer Liste von 20 Punkten auf.
Oder kurz: Es gibt wichtigeres.
Energie kann nur von einer Form in eine andere umgewandelt werden. Und die Frage ist, ob man diese Form braucht. Notfalls schraubt man sich einen Heatball in eine Fassung. Dass nicht die ganze aufgenommene Energie in Wärme verwandelt wird, sondern bedauerlicherweise auch 5% in Form von lästigem Licht verloren gehen, ist etwas, womit man dann halt leben muss.