Bitte alle Antworten auf diesen Post in [noparse][spoiler][/noparse]-Tags um das eigentliche Thema “IPv6” nicht noch weiter abzudrängen. Danke.
entschärfte anti-DSL-Propaganda {off-top}
[spoiler]Um vielleicht noch mal eine etwas “salonfähigere” Variante meiner “DSL-Hetze” zu bringen : schlicht einfach mal meine persönlichen Ansichten sowie auch ein objektiv-technischer Aspekt zum Thema DSL vs. Cable
Um gleich mal den objektiv-technischen Aspekt aufzugreifen : Line-Länge und maximale Bandbreite
Da ich ja, wie bekannt, ca. 1 1/2 Jahre für 1&1 in der DSL-Technik meine Zeit absitzen durfte habe ich dadurch auch eingies an technischem Hintergrundwissen erlangen können : Der größte Hauptunterschied besteht bei der maximal erreichbaren Sync-Bandbreite bei verschiedenen Leitungslängen zum nächsten Verstärker, der Qualität der einzelnen Leitungsabschnitte sowie der dadurch entstehenden Dämpfung.
Auch wenn mit VDSL2.0-vectoring (oder wie auch immer die genaue Bezeichnung dafür sein mag) mitlerweile Bandbreiten bis 100MBit/s Downstream und ich glaube bis 20MBit/s Upstream (können auch mehr sein) möglich sind so hat man solchen Luxus nur auf den ersten glaube 300m vom nächsten (outdoor-)DSLAM, und auch nur wenn relativ neue Kabel mit einem großen Querschnitt im Boden liegen. VDSL25 geht wohl noch gerade so bis 1,5km (zumindest war das die weiteste Line-Länge die ich mal bei nem Kunden hatte), auch wenn man dann nur noch gerade so die 25MBit/s sync erreicht. Datendurchsatz fällt dann schon meist auf um die 16k-20k ab. Hängt aber vom DSLAM und dem DSL-Modem ab. Alles was darüber hinaus geht schafft nur noch ADSL2+ und ist damit auf 16MBit/s Downstream und max. 2MBit/s Upstream begrenzt. Leider trifft die Tatsache der zu großen Entfernung auch in Großstädten und Ballungszentren meist auf über 50% aller an den DSLAM angeschlossenen Kunden zu. Bis ca. 4km hat man noch um die 6MBit/s, danach fällt ADSL2+ relativ schnell ab und es bleibt bis ca. max. 6km nur noch SH-DSL über eine DTAG-Basis-Line übrig. Bedeutet in Zahlen : so 2MBit/s bis letztlich DSLite mit 384kBit/s.
Grade DTAG, aber auch Telefonica/O2 fahren da sehr miese Maschen : um den Kunden die direkt am DSLAM wohnen ihre VDSL-Line zu garantieren werden nur sehr wenige Kunden überhaupt auf diesem recht schnell angebunden DSLAM aufgeklemmt, obwohl es mit ein paar gut platzierten Verstärkern bis zu 3x so viele Kunden sein könnten von denen dann jeder mindestens 6MBit/s hätte. Statt also die Verfügbare Bandbreite die vom Backbone am DSLAM ankommt halbwegs sinnvoll und gerecht auf alle angeklemmten Lines zu teilen werden wenige bevorzugt und andere dadurch teilweise komplett vom Netz getrennt. Fragt man dann aber an warum dann 6km weiter nicht der nächste DSLAM aufgestellt wird kommt die recht patzige Antwort : tja, da liegt halt keine Backbone-Line.
Ähäm, hust, ist ja nicht so das man die Glasfaser da mal anzapfen und somit ein paar mehre Leuten überhaupt erstmal den Zugang zum Netz ermöglichen könnte, mal unabhängig von der möglichen Geschwindigkeit. Hier wird also technisch durchaus Machbares mit dreisten Marketing-Lügen ignoriert. Irgendwie muss es sich ja schon doch noch rechnen, sonst würde man nicht einfach mal 100-200 potentielle Kunden ignorieren und sich stattdessen nur auf die 25-50 konzentrieren die zufällig genau neben dem DSLAM wohnen. Aber naja, das wird sicher irgend so ein hohes Tier mit Master in BWL oder Ökonomie für “das passt scho’ so” abgesegnet haben.
Ganz anders sieht es da bei Coax-Cable und DOCSIS aus : auch wenn die theoretische Länge von mehreren 100km natürlich nicht so realisierbar ist so hat man doch bei weit größeren Abständen zwischen den einzelnen Verstärkern und Backbone-Bridges weitaus höhere maximale Geschwindigkeiten und kann auch dank der meist bereits vorhandenen Kabel-TV-Infrastruktur sehr viel mehr Kunden versorgen ohne das man gleich ganze Straßenzüge aufbuddeln muss, auch wenn es natürlich hier und da sicher nötig sein wird mal noch n Verstärker zu setzen und auch in vielen Fällen die Hausanschlüsse im Keller der Gebäude komplett gegen rückkanalfähiges Equipment getauscht werden müssen.
Für diese Behauptung kann ich sogar 3 ganz reale Beispiele geben :
- Berlin - Kabel Deutschland : Ich habe mal für ca. 1 Jahr in Berlin-Britz (südliches Ende von Neukölln) gewohnt. Gemietet waren 32MBit/s, maximaler Peak lag bei ca. 40MBit/s, durchschnittlich aber immer so um die 35MBit/s. Unten im Keller natürlich ein riesen Monster von nagel-neuestem Mehrstufen-Verstärker, und laut Auskunft Kabel-DE der nächste Backbone-PoP erst weit entfernt in Richtung Alex. Laut dem Techniker der mir damals die Line angeschlossen hat lagen zwischen dem Verstärker unten im Keller und dem eigentlichen Aufschaltpunkt ca. 15km-20km. Eine Entfernung die mit DSL niemals zu schaffen wäre, und schon gar nicht mit einer solchen Bandbreite.
- Magdeburg - MDCC : MDCC ist der lokale Cable-ISP in Magdeburg. Da Magdeburg durch die Elbe in Ost und West geteilt ist (ähnlich wie Berlin durch die Spree) ist es grundsätzlich für jeden Versorger, egal ob Energie, Wasser oder halt Internet, überhaupt aufs östliche Ufer zu bringen, denn es gibt nur zwei Brücken die Ost mit West verbinden über die ein großteil an Versorgungsleitungen von westlicher Innenstadt zu östlichen Randbezirken führt. Nur ein kleiner Teil verläuft unterhalb der Elbe (glaube hauptsächlich Kanalisation und Energieversorgung). In den östlichen Stadtteilen ist DSL 6k das maximum, mehr geht nicht. MDCC liefert über nur wenige Hauptstränge bis an den Stadtrand mindestens 32k.
Ich selbst lebe direkt in der Innenstadt und kann daher von vollen 128MBit/s profitieren; ich hab mehr für mich privat alleine als die Call-Center die in dem Büro-Block auf der anderen Straßenseite sind zusammen. Tja, DTAG-DSL vs MDCC-Cable, klare Sache.
- noch mal Magdeburg - Kabel Deutschland : Leider hat Kabel-DE in einigen Stadtteilen die “Hoheit” über die Kabel-Infrastruktur, hängt aber größtenteils mit dem Eigentümer der Leitungen, EWT, zusammen. Letzten Endes laufen zwar beide über den DE-CIX Carrier MDLink, aber man merkt doch teils große qualitative Unterschiede : Während in der einen Straße MDCC mit 128MBit/s verfügbar ist so ist es eine Straße weiter plötzlich Kabel-DE mit gerade mal 64MBit/s. Gut, immer noch mehr als Vodafone mit ihren VDSL25-Lines, aber es gibt halt einen Unterschied zwischen einem lokalen Carrier der sich halt voll und ganz nur auf die eigene Stadt konzentrieren kann und einem deutschlandweiten Carrier der mehrere Backbones betreibt.
Alles in allem zeigt es aber : rein objektiv-technisch gesehen kann selbst eine nicht ganz so optimale Cable-Infrastruktur deutlich mehr leisten als ein gut ausgebautes DSL-Netz.
Nach dem technischen noch die persönlichen Gründe :
- mehr als 15 Jahre Vertrauen : meine Eltern wurden damals quasi zwangsweise umgestellt da sich der Vermieter dachte : so, wir kappen mal eben die DTAG-Line im Keller, und wer halt weitehrin Internet und Telefon haben will MUSS zu MDCC. Ich weis, auch wenn das mit Sicherheit schon damals nicht rechtmäßig war, so muss ich doch sagen : ich bin froh das es so gekommen ist. Seit dieser Zwangsumstellung hatten wir nie wieder Probleme mit zusammenbrechenden Leitungen oder Verbindungsabbrüchen, und auch finanziell hat man eine deutliche Entlastung gespürt. Gut, damals gabs nur DSL2000 und auch über Cable max 2MBit/s, aber der Unterschied von über 100DM Telecom und nur noch um die 50DM-60DM Cable hat man doch sehr mitbekommen.
Auch nach mitlerweile 2 Umzügen keinerlei Mängel : Modem einfach in der alten Wohnung abgeklemmt, Umzug gemeldet, einen Tag später in der neuen Wohnung wieder angeklemmt - LÄUFT !
Bei DSL braucht man da schon mal 2 - 8 Wochen, und das auch nur mit Glück. Ich hatte da so denen einen oder anderen 1&1-Kunden mal dran der über 3 Monate warten musste, leider keine Einzelfälle.
Es gab lediglich 2 Ausfälle : einer war von mir selbst verschuldet weil ich was mit der Modem-Firmware ausprobieren wollte was leider nicht ganz so gut verlief wie erhofft, und das andere mal standen 7,50m Hochwasser an der Deichkrone vor der Tür. Da hat man halt sicherheitshalber die Stromversorgung eingestellt.
- Leistung zu gerechten Preisen : Wie der Seite von MDCC zu entnehmen ist sind die Angebote wirklich günstig. 6MBit/s gibt es schon ab 19,99€, und da sind dann natürlich auch Telefon und sogar schon 4,99€ HDTV mit drin. 15€ für ne 6000er Line ? Bekommt man sonst nur mit Traffic-Limit. Und auch meine 128er Line ist mit 39,99€ schwer in Ordnung. Für den Preis bekomme ich z.B. bei 1&1 grade mal VDSL-50, und das auch nur wenn DTAG dem zustimmt, sonst werde ich auf VDSL-25 festgesetzt ohne eine Möglichkeit die geschaltete Line völlig nutzen zu können. Mehr als doppelte Leistung für den gleichen Preis ? Tja, ich würde sagen : 2 zu 0.
Einziges Manko das man anmerken könnte wäre das man je nach Lage und Vermietung 11€ Basis-Anschlussgebühr zusätzlich zahlen muss. Hier aber der Hinweis : bei vielen Wohnungsbaugenossenschaften ist diese Pauschale bereits in den Nebenkosten enthalten. Man zahlt es also schon so oder so. Wer da noch freiwillig zu DSL greift und somit effektiv eigentlich doppelt zahlt ist selbst schuld.
- kostenfreie Entstörung auch am Wochenende : gut, mir ist es zum Glück noch nicht passiert, aber bei einer Bekannten von mir wurde, warum und wie auch immer, der outdoor-CTSM zerstört. Tja, da willst Sonntag früh deine Mails checken und plötzlich geht nix mehr. Anstatt sich wie bei DSL beim Carrier melden zu müssen (und ja : DTAG braucht ewig, wenn man Glück hat ist man mit 2 1/2 Wochen noch gut dabei) kam ne SMS : Störung festgestellt, Arbeiten eingeleitet; vorraussichtlich bis Mittag. Tja, und kaum 3h später lief die Line wieder. Telekom oder Vodafone hätten sich da erstmal entspannt bis Montag zurückgelehnt : WOCHENENDE - nix Arbeit !
Und sowas ohne Extrakosten ? Ich glaub noch Kunden-orientierter geht es eigentlich nicht mehr.
Zusätzlich :
-Ich möchte eine Standleitung ohne 24h-DC. Soll wohl auch mit den NGN-Anschlüssen von T-Com funzen, aber da gibts ja, wie man neulich auf Heise lesen konnte, noch so einiges an Kinderkrankheiten. Ziemlich lächerlich für eigentlich DEN größten Provider in Deutschland.
-Ich möchte eine vertraglich zugesicherte statische IP. Mal von abgesehen das dies von vielen DSL-Anbietern überhaupt nicht angeboten wird zahlt man bei denen die es dann mal anbieten unverschämt viel. Was hab ich neulich gelesen : static-IP : 15€/Monat. Gut, auch ich zahle was für meine static-IP, das sind aber nur 2,65€. Ich kennen keinen Anbieter der das auch nur ansatzweise für den Preis anbietet.
-Ich möchte eine stabile Leitung mit möglichst hohem Upload. Ja, auch wenn ich da mit einem VDSL und 10MBit/s Upstream besser dran wäre als mit meinen 6MBit/s, wäre das genau EIN Punkt der für DSL sprechen würde, und bei den ganzen Punkten die gegen DSL sind können es die paar MBit/s mehr an Upstream leider nicht mehr rausholen.
So, das mal so grob warum für mich ganz klar Coax-Cable die Anbindungstechnik der Zukunft ist, auch wenn ich denke das sich da mit VDSL und Vectoring auch im DSL-Sektor in den letzten Jahren einiges getan hat, so ist doch noch sehr viel nachzuholen um an die Leistung eines Cable-Anschlusses zu kommen. Vor allem müssen die Preise noch sehr weit fallen bevor man irgendwann mal auf ein Level kommt wo man Preis/Leistung überhaupt miteinander vergleichen könnte.[/spoiler]