Nachteilsausgleich für Schüler mit Rechenschwäche:
EDIT von Marco13: Ersten Beitrag kopiert und Rest abgetrennt, um Originalthread http://forum.byte-welt.net/threads/10659-Petitionen?p=80712#post80712 nicht zu belasten
Nachteilsausgleich für Schüler mit Rechenschwäche:
EDIT von Marco13: Ersten Beitrag kopiert und Rest abgetrennt, um Originalthread http://forum.byte-welt.net/threads/10659-Petitionen?p=80712#post80712 nicht zu belasten
Finde ich zumindest hinterfragenswert. Heute sagt man „Unsere Chantalle hat Dyskalkulie, Dyslexie, Legasthenie, ADHS und Entwicklungsdyspraxie, und braucht dringend Medikamente und Intensivförderkurse“. Früher hätte man gesagt: „Die ist verzogen, ungeschickt und ein bißchen blöd“. Schlecht in einem bestimmten Fach zu sein (oder auch in vielen Fächern) erfährt ja keine besondere Rechtfertigung, dadurch, dass man dieser Tatsache einen bestimmten Namen gibt (und mit Verlaub: Die WHO gibt ALLEM einen Namen - diese ICD-10 und DSM-IV-Klassifikationen sind ein Witz, und ob die Tatsache, dass die „Grenzen“ für das, was in diesem Sinne als „Erkrankung“ bezeichnet wird, seit Jahren aufs absurdeste immer weiter verringert werden, mit der Lobbyarbeit der Pharmaindustrie zusammenhängt, ist dabei nochmal eine andere Frage). Aber da gibt’s einiges an Potential für kontroverse Diskussionen, deswegen kürze ich das mal ab mit „…das kann jeder natürlich sehen, wie er will.“
Ja, die Gefahr einer “Inflation” von Schwächen besteht durchaus. Dyskalkulie ist aber mehr als einfach “schlecht in Mathe” zu sein, sondern die totale Blockade, bei denen auch alle “normalen” Maßnahmen wie Nachhilfe nichts erreichen. Und das kann auch in entsprechenden Tests gut von Faulheit, Schusseligkeit oder Aufmerksamkeitsdefiziten abgegrenzt werden, eine einfache Ausrede für Kinder oder Eltern ist es jedenfalls nicht. Soweit ich weiß helfen da auch Medikamente nichts, es ist ein individuell abgestimmtes therapeutisches Training notwendig. In dieser belastenden Situation auch noch völlig unsinnigen Druck von schulischer Seite aufzubauen halte ich für kontraproduktiv.
tl;dr
Wie sieht denn die Behebung dieses “Problems”/dieser Schwierigkeit aus? Sagt mir jetzt nicht, es sei irreversibel oder ein solcher Fachausdruck. Zählt dazu nur langsam Rechnen oder Auf-gar-keinen-Lösungsweg-Kommen?
Edit: langsam rechnen, “Auf gar keinen Lösungsweg”-Kommen, auf gar keinen Lösungsweg kommen;- was ist denn jetzt richtig?
Auch Faulheit und Schusseligkeit sind ja so gesehen nur umgangssprachliche Begriffe, für Dinge, die in ICD-10/DSM-IV einen passenden medizinischen Namen haben. Natürlich wäre Individualförderung toll (wenn man nicht gleich ganz weit ausholen wollte, und das komplette Schulsystem endlich mal umkrempeln!!11elf). Aber es wird immer Schüler geben, die in einzlenen Fächern (aus welchen Gründen auch immer, und unabhängig davon, ob diese Gründe einen IDC/DSM-Namen haben) schlecht sind. Und in den allermeisten Fällen ist Druck von schulischer Seite da keine geeignete Lösung. (Es ist zwar faktisch so, dass Rohrstock und Erbsenknien das eine oder andere ADHS ähnlich effektiv therapieren würden, wie Ritalin, aber das ist nochmal ein anderes Thema). Ab welchem Punkt muss man Schwächen einfach antizipieren (und dann eben nicht Mathe sondern vergleichende Literaturwissenschaften (oder Philosophie ) studieren)? Die entscheidende Frage ist aus meiner Sicht, wie viel Aufwand zum „Beheben“ einer individuellen „Schwäche“ oder „“„Krankheit“„“ betrieben werden kann…
[QUOTE=CyborgBeta]tl;dr
Wie sieht denn die Behebung dieses “Problems”/dieser Schwierigkeit aus? Sagt mir jetzt nicht, es sei irreversibel oder ein solcher Fachausdruck. Zählt dazu nur langsam Rechnen oder Auf-gar-keinen-Lösungsweg-Kommen?
Edit: langsam rechnen, “Auf gar keinen Lösungsweg”-Kommen, auf gar keinen Lösungsweg kommen;- was ist denn jetzt richtig?[/QUOTE]
Das ist Quatsch, ich bekam immer in der Schule Kontra, und wurde daraufhin besser.
Ja, und meine Rechtschreibschwächefrage möchtest du nicht beantworten?
Welche?
Rechtschreibschwäche und Rechenschwäche sind sich ähnlich, die Betroffenen kommen allein und mit den normalen Unterrichtsmaterialien nicht weiter. Der Unterricht setzt Dinge voraus, die die meisten Kinder intuitiv verstehen (etwa dass 3 Äpfel eine Gemeinsamkeit mit 3 Bauklötzern oder 3 Häusern haben, das abstrakte Konzept der Anzahl), aber bei einigen muss auch dieses Wissen mühsam erworben werden, sonst bleiben sie „stecken“.
@Marco13
Ich bin kein Psychologe, ich kenne aus dem Internet einige Legastheniker, aber keine Menschen mit Rechenschwäche. Ich fand es nur fair, beide Probleme „gleichzustellen“ und habe auf die Petition hingewiesen (die, wie ich inzwischen mitbekommen habe, sowieso nichts bewirken wird, wenn sie nicht beim Petitionsausschuß des Bundestages gestellt wird).
Das mit unserem leistungsorientierten Schulsystem etwas prinzipiell nicht stimmt, sollte jedem mit einer intakten Hirnhälfte klar sein. Einen der besten Beiträge dazu hier: http://www.ted.com/talks/ken_robinson_says_schools_kill_creativity.html
Dort kommt auch ADHD zur Sprache.
Richtig! Darum bin ich in einem Verein, der Nachhilfe anbietet. Ich mach das ehrenamtlich.
[QUOTE=Landei]Welche?
Rechtschreibschwäche und Rechenschwäche sind sich ähnlich, die Betroffenen kommen allein und mit den normalen Unterrichtsmaterialien nicht weiter. Der Unterricht setzt Dinge voraus, die die meisten Kinder intuitiv verstehen (etwa dass 3 Äpfel eine Gemeinsamkeit mit 3 Bauklötzern oder 3 Häusern haben, das abstrakte Konzept der Anzahl), aber bei einigen muss auch dieses Wissen mühsam erworben werden, sonst bleiben sie “stecken”.[/QUOTE]
Eine Frage zur korrekten Rechtschreibung oder zur Berichtigung des obigen Satzes. (Klingt blöd, ja isso)
Bei mir klang das immer so: Sie stehen 5 in Mathe, entweder Sie kommen innerhalb von zwei Monaten bis Schuljahresende von der 5 runter, oder Sie verlassen diese Schule. Anschließend konnte ich mich immer verbessern, also damit seien meine schulischen Noten gemeint.
Aber dann habe ich keine Rechtschreibschwäche und keine Rechenschwäche - jetzt weiß ich auch, was (von dir) damit gemeint sei.
Also, dann werde ich als Nächstes mir die Petition durchlesen, wie man dieses Missgeschick/Künstlerpech ausgleichen kann, und dann unterzeichnen!
Die Frage ist, welche Auswirkungen ein Nachteilsausgleich für rechenschwache Schüler hat. Werden die dann in dem Fach nicht benotet oder sehr großzügig?
Und welche Folgen hat das für andere Fächer? Wenn ich überlege, dass ich mit meinen bisschen-mehr-als-160cm im Sportunterricht genauso hoch springen sollte wie meine knapp-180cm-Mitschülerin, dann herrscht dort eine ebenso große Ungerechtigkeit, denn ich bin ja auch von Natur aus benachteiligt, was Körperhöhe angeht.
Oder nehmen wir Fremdsprachen: Es gibt einfach Leute, die haben’s da nicht drauf, weil ihnen das Sprachverständnis fehlt. Die sind oft in Deutsch schon problematisch und in Fremdsprachen einen echte Katastrophe.
Kunst, Musik… man könnte ewig weiterspinnen. Überall gibt es Schüler, die in manchen Fächern nicht aus Faulheit schlechte Noten haben, sondern weil sie sich auf den Kopf stellen könnten, aber nicht weiterkommen. Ich kann zum Beispiel irre schlecht auswendig lernen (bin ein kinetischer Lerntyp, was in manchen Fächern aber keine Lernmethode beschreibt). In entsprechenden Fächern bin ich auch irre schlecht gewesen.
Wenn man also einen Nachteilsausgleich für Dyskalkulie einrichtet, dann fairerweise auch für andere Lernschwächen.
Grundsätzlich bin ich sowieso für begabungsorientiertes Lernen, aber das ist in Deutschland wohl noch nicht möglich.
Bringt auch nichts, der (spätere) Arbeitgeber möchte zumindest die Chance haben, potentielle Arbeitskräfte miteinander vergleichen zu können. Ein Wischi-Waschi-Kurs wäre da kontraproduktiv bzw. Salz in die Augen reibend.
Mit Arbeitgeber sind selbstverständlich auch Arbeitgeberinnen gemeint, wo es trotz guter (und besserer) Noten immer noch unfair wenig von gibbet.
@Conny : Doch, hättest du mal mehr gegessen, dann wärst du jetzt 2m und rank und schlank. ^^ (Ich trolle ein bisschen, aber nur, weil heute Weihnachten ist. ^^)
Hallo Betroffene,
wollte mal ein paar Dinge zur Rechenschwäche zurechtrücken:
Rechenschwäche ist, genau wie Legasthenie und ADHS und andere “Entwicklungsstörungen”, eine Definition, die eine “Abweichung von der Norm” bzw. von den Anforderungen (?), zur Krankheit erklärt, ohne dafür Kausalitäten im engeren Sinne zu benennen - sonst bräuchte man ja auch keine Definition für so etwas, sondern man würde einfach die richtigen Gründe benennen, es erklären!
In unserem Schulsystem sind solche Definitonen so geliebt wie gehasst, weil sie einerseits Rechtfertigungen darstellen (Schuld in jeglicher Form zurückweisen) wie andererseits auch den Verdacht der Vorteilserschleichung erwecken (vor allem bei altgedienten Exekutoren einer gerechten Auslese).
Unterstellt ist dabei ein Auslesesystem, in dem Wissen und Bildung bereits zum Mittel für Auslese verkommen ist und immer weiter dafür funktionalisiert wird, d.h. eine wie auch immer vollständige und vernünftige Belehrung oder Anleitung von Schülern verbietet sich fast von selbst, weil sie zu schrecklichen Ungerechtigkeiten und Chancen(!)ungleichheit führt (für die Unterschiede in Wissen und Bildung sorgt das Notensystem selbst). Wer es nötig hat gefördert zu werden, kann auch gleich heruntergestuft werden, das ist Hilfe genug (neue Chance). Das ist systemgemäß nur gerecht. Wozu also dann noch Kosten in die Höhe treiben und individuell fördern und solchen Unsinn. Dann doch “lieber Pathologisieren” - für die die sich irgendwie noch wehren wollen gegen ihre Sortierung bzw., die ihrer Kinder! Außerdem kann der Staat dann immer darauf verweisen, dass es sich bei evtl. zulässigen Hilfen um gnädigste Sondermaßnahen für Kranke handelt und nicht um Opfer seines (!) Ausleseinteresses.
Nachteilsausgleich ist ein Begriff, der bereits unterstellt, dass es auf ein Verständnis bzw. eine Förderung der Rechenschwachen gar nicht ankommt, sondern bloß auf einen Ausgleich, damit die “anerkannte Behinderung” berücksichtigt werden kann - also eine juristische Maßnahme, um die Auslese abzusichern, nicht um einem rechenschwachen Kind irgendwie noch etwas beizubringen. Die Überforderung (Rechnen als Prüfungsstoff auch ohne Verständnis) wird so ausdrücklich als gewollte Begleiterscheinung der chancengleichen Auslese eingebaut.
Artikel: www.ifrk-ev.de/content/steeg.htm
Gruß Fred Steeg, Rechenschwächetherapeut aus Volxheim
[QUOTE=CyborgBeta]Bringt auch nichts, der (spätere) Arbeitgeber möchte zumindest die Chance haben, potentielle Arbeitskräfte miteinander vergleichen zu können. Ein Wischi-Waschi-Kurs wäre da kontraproduktiv bzw. Salz in die Augen reibend.
Mit Arbeitgeber sind selbstverständlich auch Arbeitgeberinnen gemeint, wo es trotz guter (und besserer) Noten immer noch unfair wenig von gibbet.
@Conny : Doch, hättest du mal mehr gegessen, dann wärst du jetzt 2m und rank und schlank. ^^ (Ich trolle ein bisschen, aber nur, weil heute Weihnachten ist. ^^)[/QUOTE]
Wer redet von einem Wischi-Waschi-Kurs? Ich rede hier von einer Grundausbildung in der Schule, die aber durchaus keinen übersteigerten Wert auf Dinge liegt, die außerhalb der potenziellen Fähigkeiten des Menschen liegt. Es gibt genügend Kinder, die sehr früh ihre Talente erkennen. Ich hab schon vor Schuleintritt viel geschraubt und das Multimeter meines Vaters geklaut, um Zeugs zu untersuchen. Und mich hat noch nie ein potenzieller Arbeitgeber beim Bewerbungsgespräch gefragt „Ja, hey, da sie ja hier als Elektrikerin arbeiten wollen, muss ich sie natürlich auch dringend über ihr Wissen zur Französischen Revolution ausfragen. War ja immerhin mal Rahmenplan. Hat zwar mit ihrem Job nix zu tun, aber sie müssten das ja trotzdem wissen.“
Das jetzige Schulsystem ist einfach ein Problem. Jeden Tag kommt der Menschheit neues Wissen dazu, was wir immer noch in den wenigen Jahren (jetzt sogar nur noch 12 statt 13) in unsere Schüler reinzuprügeln versuchen. Es wird früher oder später ein ernsthaftes Problem werden. Psychosomatische und somatopsychologische Beschwerden bei Schülern nehmen immer weiter zu. Das Verhältnis von Freizeit und Arbeitszeit kippt langsam zu stark Richtung Arbeitszeit. Um da irgendwie die Kurve zu bekommen, muss man langsam anerkennen, dass nicht nur die Erwachsenen individuell sind, sondern dass Individualität, Charakterstärken und -schwächen, Talente und Defizite, Neigungen und Ablehnungen, schon im Mutterleib zu erkennen sind. Um genauer zu sein: Es ist schon im Mutterleib zu erkennen, dass die Babys alle unterschiedlich sind. Vieles ist von der Natur vorgesehen und manche Dinge wie Zahlenverständnis, Körperhöhe, Temperament, Wissbegier, Willensstärke, Essverhalten, Synästhesie lassen sich nicht anerziehen oder umerziehen. Manches ist einfach so und entweder man akzeptiert das und handelt entsprechend oder man verursacht sowohl beim Kind/Schüler wie auch beim Erwachsenen/Lehrer eine hohe Frustration und Unwilligkeit.
Mir reichen die Momente, wo ich sehe, wenn Schüler und Lehrer einfach nicht zueinander finden, weil der Unterrichtsstoff für den Schüler (entsprechend seiner Begabungen) nicht passt. Was könnte dieser Schüler wohl in den 45 Minuten lernen, wenn er ein Talent für programmtechnische Abläufe hätte und sich ein Buch über… zum Beispiel… Java-Programmierung nehmen und den Laptop quälen dürfte? Aber das geht nicht. Soll doch der Schüler in seiner Freizeit etwas lernen, was ihm Spaß macht.
PS: 2m groß will ich gar nicht sein. Aber so 1,70 wäre mal nett gewesen. Aber natürlich die fehlenden 10cm nur auf die Beine packen.
Also habt ihr die vorherigen zwei Beiträge verstanden? Ich nicht. Selektion und Mutation ist in der Natur, wenn ein größeres Raubtier ein kleineres frisst (oder stärker oder schwächer, oder schneller oder langsamer, oder gerissener oder schusseliger [physisch, mental, kognitiv]… oder wie auch immer). Heißt das jetzt - auf eine einfach Formel gebracht - wer gute Noten in der Schule hat, hat gar keine Schwäche/Krankheit/Beeinträchtigung wie Legasthenie, Dyskalkulie, ADAC etc. pp.?
@Conny : DU musst dich nur auf den Kopf stellen, dann wirst du größer.
Verschiedenheit ist gar nicht die Frage. Warum sollten Individuen nicht verschieden sein. Unser Schulsystem benutzt aber die Verschiedenheit der Individuen und vergrößert sie sogar noch, indem es eine Auslese veranstaltet. Der Zweck dieser Auslese ist zumindest nicht der, dass die so sortierten Individuen dabei etwas nützliches lernen würden. Stress, Schulzeitverkürzung, Unterrichtsausfall, Lehrplanstraffung, Ganztagsschule, Inklusion sind alles Indizien dafür, dass es auf zu vermittelnde Inhalte bzw. Dass möglichst viele Schüler diese auch verstehen, gar nicht ankommt. Eine Dienstleistung der Art, das Schulsystem würde durch Leistungswettbewerb (Erbsen zählen) über die Begabungen informieren, hat es nie gegeben, sie soll aber als Dienst der Schule am Menschen geglaubt werden.
Gruß yacofred
[QUOTE=CyborgBeta]Also habt ihr die vorherigen zwei Beiträge verstanden? Ich nicht. Selektion und Mutation ist in der Natur, wenn ein größeres Raubtier ein kleineres frisst (oder stärker oder schwächer, oder schneller oder langsamer, oder gerissener oder schusseliger [physisch, mental, kognitiv]… oder wie auch immer). Heißt das jetzt - auf eine einfach Formel gebracht - wer gute Noten in der Schule hat, hat gar keine Schwäche/Krankheit/Beeinträchtigung wie Legasthenie, Dyskalkulie, ADAC etc. pp.?
@Conny : DU musst dich nur auf den Kopf stellen, dann wirst du größer. ;)[/QUOTE]
Zumindest haben es diese Schüler geschafft sich dem deutschen Bildungssystem anzupassen. In anderen Gesellschaftssystemen könnten diese Menschen dann aber durchaus Probleme bekommen. Ob etwas eine Stärke oder Schwäche ist, hängt auch immer vom Bezugssystem ab.
Lese- und Rechtschreibschwäche, Rechenschwäche, ADS, Hyperaktivität oder ADHS sind auch nur Bezeichnung für mangelnde Anpassungsfähigkeit an unser System. In anderen Systemen könnte zum Beispiel ein ADHS-Kind aber gute Chancen haben ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft zu werden (als aktiver Jäger z.B.).
Was war Deine Frage, Dein Unverständnis? Wolltest Du für Anpassung plädieren? Wolltest Du den “Schwächen” etwas Gutes abgewinnen? Findest Du es beim Lernen besonders wichtig dadurch ein angesehenes Mitglied der Gesellschft werden zu wollen?
Uuh, letzteres wäre in meinen Augen ganz großer Käse. Relative Noten sehen vielleicht hübscher aus, interessieren aber niemanden. Ob jemand etwas kann, darauf kommt’s an. Die Schulnoten sollen eigentlich genau das ausdrücken, wie gut derjenige ein Fach beherrscht. Nicht mehr und nicht weniger. Wer nun in Mathe - aus welchen Gründen auch immer - gar nichts auf die Kette bekommt, für den ist eine 5 durchaus eine sinnvolle und angemessene Bewertung. Wieso auch nicht? Ob er nun Dyskalkulie hat oder nicht, er kann’s halt net. Was soll man ihm da anderes geben als 'ne 5? Mit einer besseren Note würde man ihm ja Fähigkeiten bescheinigen die er einfach nicht hat.
Ich denke, daß man den Eltern mal klar machen müsste, das schlicht und einfach nicht jeder in der Lage ist das Abitur zu packen. Es gibt weder ein Anrecht auf das Abitur noch besteht die Notwendigkeit Abitur machen zu müssen. Also was soll’s? Ob sinnvoll oder nicht, das deutsche Schulsystem strebt halt - insbesondere beim Abitur - immer noch nach dem humboldtschen Universalgelehrten. Da fänd ich für meinen Teil es ziemlich absurd jemandem, der die elementaren Kulturtechniken lesen/schreiben/rechnen nicht drauf hat bzw. sich nicht auf eine Sache konzentrieren kann (oder was immer der WHO-Katalog sonst noch hergibt), mit dem Abiturzeugnis - dem immerhin höchsten deutschen Schulabschluss - eine „uneingeschränkte Studierfähigkeit“ zu bescheinigen. Genauso, wie es absurd wäre, Stephen Hawking - der für seine Verhältnisse durchaus ein guter Sportler sein mag - zu bescheinigen das er „uneingeschränkt sportfähig“ sei. Das ist er einfach nicht. Ist zwar bitter für ihn, aber nicht zu ändern.
[QUOTE=Conny;80792]Oder nehmen wir Fremdsprachen: Es gibt einfach Leute, die haben’s da nicht drauf, weil ihnen das Sprachverständnis fehlt. Die sind oft in Deutsch schon problematisch und in Fremdsprachen einen echte Katastrophe.
Kunst, Musik… man könnte ewig weiterspinnen. Überall gibt es Schüler, die in manchen Fächern nicht aus Faulheit schlechte Noten haben, sondern weil sie sich auf den Kopf stellen könnten, aber nicht weiterkommen.[/quote]
Pardon, ich verstehe jetzt nicht worauf du hinauswillst. Wer unsportlich/unmusikalisch/nicht sprachbegabt ist, der bekommt halt eine Note, die besagt, das er unsportlich/unmusikalisch/nicht sprachbegabt ist. Macht eigentlich Sinn, oder? Das irgendwelche Arbeitgeber pauschal Fähigkeiten verlangen, die für die ausstehende Stelle völlig irrelevant sind, ist meiner Ansicht nach eine ganz andere Baustelle. Darauf haben die Schulen herzlich wenig Einfluß, weswegen ich es für verfehlt hielte dieses Problem in den Schulen „beheben“ zu wollen.
PS:
Na, also so formuliert halte ich persönlich das für eine äußerst gewagte These. Nichts für ungut, aber ich selber wüsste jetzt nicht wie ich von den mathematischen Fahigkeiten einer Person auf ihre Anpassungsfähigkeit an das System schließen könnte. Legastheniker sind ja nicht automatisch Rebellen, und wer schlecht in Mathe ist wird auch nicht zwangsläufig zum Terroristen.
Falls du mit mir redest: Ich relativiere Eigenschaften in dem Fall einfach nur. Was für uns eine Schwäche ist, ist woanders eine Stärke. Und genauso ist es gemeint. Wenn Jemand hier gute Noten hat, hat er unter Umständen einen höheren Status. Woanders aber eben nicht, weil ihm da sein Wissen über Kurvendiskussion im australischen Outback nix bringt.
[QUOTE=Dow_Jones;80822]Uuh, letzteres wäre in meinen Augen ganz großer Käse. Relative Noten sehen vielleicht hübscher aus, interessieren aber niemanden. Ob jemand etwas kann, darauf kommt’s an. Die Schulnoten sollen eigentlich genau das ausdrücken, wie gut derjenige ein Fach beherrscht. Nicht mehr und nicht weniger. Wer nun in Mathe - aus welchen Gründen auch immer - gar nichts auf die Kette bekommt, für den ist eine 5 durchaus eine sinnvolle und angemessene Bewertung. Wieso auch nicht? Ob er nun Dyskalkulie hat oder nicht, er kann’s halt net. Was soll man ihm da anderes geben als 'ne 5? Mit einer besseren Note würde man ihm ja Fähigkeiten bescheinigen die er einfach nicht hat.
Ich denke, daß man den Eltern mal klar machen müsste, das schlicht und einfach nicht jeder in der Lage ist das Abitur zu packen. Es gibt weder ein Anrecht auf das Abitur noch besteht die Notwendigkeit Abitur machen zu müssen. Also was soll’s? Ob sinnvoll oder nicht, das deutsche Schulsystem strebt halt - insbesondere beim Abitur - immer noch nach dem humboldtschen Universalgelehrten. Da fänd ich für meinen Teil es ziemlich absurd jemandem, der die elementaren Kulturtechniken lesen/schreiben/rechnen nicht drauf hat bzw. sich nicht auf eine Sache konzentrieren kann (oder was immer der WHO-Katalog sonst noch hergibt), mit dem Abiturzeugnis - dem immerhin höchsten deutschen Schulabschluss - eine „uneingeschränkte Studierfähigkeit“ zu bescheinigen. Genauso, wie es absurd wäre, Stephen Hawking - der für seine Verhältnisse durchaus ein guter Sportler sein mag - zu bescheinigen das er „uneingeschränkt sportfähig“ sei. Das ist er einfach nicht. Ist zwar bitter für ihn, aber nicht zu ändern.[/QUOTE]
Deshalb wäre ja interessant, wie sowas aussehen soll. Bei mir stand irgendwann jährlich im Zeugnis bei einem Fach „ohne Bewertung“. Statt den Notenschnitt durch eine 5 zu versauen (weil ich in dem Fach nicht bewertet werden konnte), wurde die Note einfach gar nicht vergeben. So wäre es in Ordnung. Die Frage ist dann eben, ob auch andere Defizite, die ja bescheinigt werden können, zu einer Bewertungsfreiheit oder eben dem Heranziehen einer anderen Messlatte führen. Als Beispiel bei der Körpergröße: Müsste dann ein Kind, das 20cm größer ist als ein Mitschüler auch 20cm höher springen für eine 1? Was wäre da fair? Und ein Kind, welches unter Dyskalkulie leidet, bekommt dann auch ein „ohne Bewertung“? Zu erkennen wäre dann immerhin, dass das Kind einerseits in diesem Fach keine Leistung erbracht hat, aber es wäre dann auch möglich zu differenzieren zwischen „hatte kein Bock“ oder „konnte keine Leistung erbringen“. Darüber kann man ja nur spekulieren.
Ich hab nicht von einer bewussten gewollten Anpassungsproblematik gesprochen. Es geht darum, dass hier bei uns bestimmte Anforderungen gestellt sind, die man „Rahmenschulplan“ nennt. Wer diesen nicht entspricht, wird zur Zeit schlecht bewertet. Und das ist auch nur, was ich meine. Hier bei uns können sich manche eben nicht an diesen Rahmenplan anpassen, nicht die Leistung dafür erbringen. Woanders könnten sie dies aber vielleicht schon, weil dort ggf. wenig Wert auf Mathematik, aber dafür eben auf Auswendiglernen der (was weiß ich) Kräuterkunde gelegt wird. Was hier wichtig ist, ist woanders unwichtig. Und manche können sich eben nicht an dieses System hier anpassen, woanders aber schon. Hier ist diese Person dann leistungsschwach, und woanders leistungsstark.
Der Satz vorher ist eine Kurzfassung gewesen. Beispiele dafür gibt es überall.
*** Edit ***
Es ging explizit darum, wann was als Lernproblem eingestuft wird. Zahlenschwäche und Leseschwäche sind schon als Diagnose zugelassen. Sprachbegabung, künstlerisches Verständnis usw. hat eben noch keine „Diagnose“. Das meinte ich jetzt.