Proteste in Amerika

Es ist schwierig, objektiv zu sagen, wie die Abgrenzung zwischen „Symptom“ und „Ursache“ ist. Vielleicht ist er nur eine Art Katalysator. Die Effekte gehen jedenfalls weit über das hinaus, worauf er (und sei es auch nur indirekt) überhaupt Einfluß hat.

Eins von (zu) vielen Beispielen: Wenn eine (mal nicht näher benannte) „Gruppierung“ von einem Professor an der University of California in Anbetracht der Proteste fordert, dass schwarze Studenten bessere Noten und verlängerte Deadlines bekommen, ist das schon so kack-dreist, dass man es eigentlich lustig finden könnte. Wenn er sich dann aber weigert, und daraufhin eine Petition, die seine Entlassung fordert, 20000 Unterschriften bekommt, und er erstmal beurlaubt wird, dann ist das alles andere als lustig.

Man kann nun Wortklauberei betreiben, und darüber streiten, welchen Aspekt welchen Verhaltens man als „Tyrannisch“, „Rassistisch“, „Faschistisch“ oder „Totalitär“ bezeichnen kann, aber das würde nur davon ablenken, dass sich das ganze offensichtlich auf eine Situation zubewegt, die von Angst und Unterdrückung geprägt ist - und zwar auf so breiter Ebene, dass diejenigen, die heute mit … sagen wir mal „viel Nachdruck“… bestimmte Forderungen stellen, vermutlich überrascht sein werden, wenn sie die Geister, die sie mit einer gemäßigteren Herangehensweise vielleicht nicht gerufen hätten, auf einmal nicht mehr los werden.

Naja

das ist 1 Godwin-Punkt. Der nächste setzt das Präventions- und Anti-Eskalationskonzept in den USA mit den Machenschaften eines Ostubaf gleich…

Also erst mal… die Checks und Balances bestehen weiterhin, und es ist „deren“ Aufgabe, einen neuen Verfassungsrichterposten zu bestimmen, sobald ein Verfassungsrichter verstirbt, und, soweit ich weiß, hat Trump nichts Unwahres zur Briefwahl gesagt - diese ist dort schlicht nicht so einfach umzusetzen, da die Post zurzeit „heruntergewirtschaftet“ ist.

…und zwar von Trump.

Und natürlich hat Trump Unwahres zur Briefwahl gesagt: AP FACT CHECK: Trump's big distortions on mail-in voting | AP News

Aber lass dich nicht von Fakten verwirren.

Trump weiss doch das seine Gefolgschaft zum Groesstenteil aus Covidioten besteht von denen viele die Existenz des Virus leugnen, die anderen verharmlosen.

Damit geht er davon aus dass seine Waehler zu den Wahllokalen geht, andere wuerden per Briefwahl abstimmen.

da die Post zurzeit „heruntergewirtschaftet“ ist.

Das die staatl. Post dort gerade in schnellerem Tempo demontiert wird als sonst ist deswegen auch nicht ueberraschend, Republikaner wollten das ja schon lange aber jetzt geht es eben schneller.
Andere staatliche Einrichtungen die den Republikanern schon immerein Dorn in Auge waren das oeffentliche Gesundheitssystem, oeffentliche Bildungssystem usw.
Am besten alles privatisieren und damit koennen Firmen kraeftig Profit machen, wer es sich nicht leisten kann ist selber Schuld, haette er mal haerter gearbeitet /s

Nebenbei bemerkt @CyborgBeta, du bist sehr inkonsistent was deine Aussagen betrifft, wenn hier eine Demo untersagt wird weil man davon ausgeht dass die Teilnehmer die geltenden Regelungen bezueglich Abstand und Masken nicht einhalten schreist du gleich „Unterdrueckung!“, aber wenn in den USA Geheimpolizei Demonstranten verschleppt redest du von Checks & Balances…

Nach all den Jahren weiss ich immer noch nicht ob du Trollst oder wirklich so bist, aber meine Vermutung ist dass du nicht trollen willst.

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Einerseits stimme ich zumindest so weit zu, dass … *räusper* … naja, wir nicht über das reden müssen, was CB so von sich gibt. Aber das genannte sind schon komplett unterschiedliche Kategorien. Wenn hier ein Gericht eine Demo im Vorfeld aufgrund von Mutmaßungen verbietet, finde ich das nicht in Ordnung. Wenn in den USA ganze Stadteile besetzt, Leute mit Schusswaffen bedroht, Staßenzüge in Brand gesteckt und Läden geplündert werden, dann ist das kaum mit der hiesigen Situation vergleichbar. Es gab angeblich wohl auch Instanzen (auf die du dich vielleicht beziehst), wo Leute in fragwürdigen Aktionen von der Straße gepickt und in dunkle Autos gepackt wurden. Ja, sowas ist auch nicht richtig. Aber ganz schlicht und offensichtlich reicht es eben nicht, wenn irgendeine Instanz mit erhobenem Zeigefinger sagt: „Du-du-du, lass’ das mal bitte, bitte, bitte“.

Das ist bei Demonstrationen passiert.

Das ist die Grundlage der Gesellschaft, das „irgendeine Instanz“ sagt „nee is nicht“.
Zwischen dem und mal schnell Leute in dunkle Autos packen und verschwinden lassen liegen eben Welten.

Ich hab ehrlich gesagt kein Problem damit dass hier bestimmte Demos untersagt wurden.

Die erste Voraussetzung dafür, dass das eine „Grundlage der Gesellschaft“ sein kann, ist: Leute müssen sich daran halten!

Wenn sie das nicht tun, tritt die zweite Grundlage in Kraft: Das „nee, is nicht“ muss durchgesetzt werden.

(Eigentlich von der Polizei. Aber wenn man nicht nur damit rechnen sondern schon fast davon ausgehen muss, dass jedes als solches erkennbare Polizeiauto von einem fanatischen Mob in Brand gesteckt werden würde, sehe ich das beobachtete Vorgehen in diesem speziellen Fall als hilflos-verzweifelten Versuch, eine außer Kontrolle geratene Situation wieder in den Griff zu bekommen. Ich halte das nicht für gut oder richtig, sehe das Problem aber ehrlich gesagt weniger darin, dass das getan wird, sondern eher darin, dass das notwendig ist - eben weil eine zu große Gruppe von Leuten Gefallen an der Anarchie und dem Chaos gefunden hat, das sich im Aushebeln der genannten ersten beiden Grundlagen äußert).

Die dritte Grundlage ist: Jemand, der gegen das „nee, is nicht“ verstoßen hat, muss bestraft werden. Nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Auf jeder Ebene kann man über Details und Ansichten streiten (und da spielt das Wort „Verhältnismäßigkeit“ eine große Rolle). Hier eine Demo zu verbieten weil man ~„Verstöße gegen Auflagen erahnt“ finde ich etwas zu viel. Leute in dunkle Autos zu picken ist eigentlich auch nicht OK, aber wenn Polizeireviere besetzt, Absperrungen niedergerissen, Geschäfte geplündert und angezündet werden (d.h. kurz: wenn von einem durchgedrehten, bewaffneten Mob die Anarchie ausgerufen wird) frage ich mich, was die Alternative wäre.

Niemand von uns war dort, wir kriegen das nur so distanziert und gefiltert (und ggf. „biased“) mit, dass es schwer ist, sichere, fundierte Aussagen zu machen. Aber da scheint die Kacke halt in einer Form am dampfen zu sein, die wir uns hier kaum vorstellen können…

Richtig.

Die Kacke dampft da drueben schon sehr lange, diese Ausschreitungen auf die du dich beziehst gibt es schon sehr lange.

Die Grundlagen ist IMO das Vertrauen dass Regeln fuer alle gelten, wenn dieses Vertrauen fehlt, ist eben kein Gehorsam bzw. das befolgen dieser Regeln zu erwarten.

Aus meiner Sicht ist durch die Willkuer und Ungleichbehandlung das Vertrauen der betroffenen Menschen geschwunden, dass es Regeln gibt an die sich alle halten muessen.
Dann macht man eben seine eigenen Regeln, ist nicht wirklich ueberraschend.

Ich weiß, dass du auch provozieren möchtest - aber, um mal ein Bild zu finden, ich kann doch Birnen mögen, aber lieber Apfelkuchen essen…

Soll heißen, es kommt immer auf die jeweilige, konkrete Situation an. Natürlich kann ein Polizeieinsatz, wenn Fahrzeuge in Brand gesetzt werden, gerechtfertigt sein - genauso wie ich nicht möchte, dass die Gewaltenteilung außerkraftgesetzt wird… Und nur, weil Trump, oder hier besser „seine“ Republikaner, ihre Hausaufgaben wahrnehmen, sehe ich noch nicht den Untergang des Abendlands kommen.

Polizeifahrzeuge in Brand stecken kann, je nach Umstand, gerechtfertigt sein.

Nebenbei, die Gewaltenteilung geht in D und in anderen Laendern nur zu einem bestimmten Punkt, zB. sind Innenminister sind Teil der Legislative, aber eben auch die Vorgesetzten der Exekutive und machen da konkrete Vorgaben wie die zu arbeiten haben, ohne Gesetze zu verabschieden, nennt Verwaltungsvorschriften.

Da muss ich jetzt bei der Interpretation etwas kreativ werden (ggf. auch mit dem Ziel, eine präzisere Aussage herauszuschälen) : Du meinst (bewußt suggestiv-vereinfacht gesagt (!)) dass die Tatsache, dass ~„mehr schwarze von Polizisten erschossen werden“ das Gefühl von „Willkür und Ungleichbehandlung“ verursacht, und die beobachteten Ereignisse nur eine Gegenreaktion darauf sind, die ♪ nun mit Macht zum Durchbruch dringt ♫ ?

Falls das so ist, muss ich nochmal betonen, wie schwer es ist, da eine fundierte Aussage zu machen. Grob gesagt: Man hat die Wahl, nur ~„wenige Facetten“ zu berücksichtigen, und sich damit dem Vorwurf auszusetzen, man würde auf Stammtischniveau Polemik verbreiten, oder man kann laaaange reden und versuchen, ~„alle Facetten“ zu berücksichtigen, und dann immer bei dem Punkt landen, dass das erstens nicht geht, und man zweitens hinsichtlich der Wichtigkeit einzelner Facetten sehr unterschiedliche Ansichten haben kann.

Nur als ein Beispiel: Ich hatte kürzlich mal über https://www.ojjdp.gov/ojstatbb/crime/ucr.asp?table_in=2&selYrs=2018&rdoGroups=1&rdoData=r geschaut, und war dann doch etwas überrascht, dass (falls ich das richtig interpretiere) die Mordrate unter Schwarzen fünfundzwanzig Mal so hoch ist, wie unter Asiaten. Natürlich kann man dann den Joker ausspielen, abwinken, und sagen: „Jaja, das ist wegen der Sklaverei“. Aber so zu tun, als würden (bestimmte kulturelle, aber besonders) individuelle Entscheidungen und Verhaltensweisen da keine Rolle spielen, erschiene mir schon gewagt.

Oder kurz: Du hast von „Ungleichbehandlung“ geredet. Wenn die auf ungleiches Verhalten zurückzuführen ist, ist das kein Problem. Ungerechtigkeit wäre ein Problem. (Aber da landet man schnell bei dem Punkt, dass man „ungleich“ oft etwas zu leicht als „ungerecht“ empfindet…)

Das ist die Grundlage jeder Revolution.

Polizisten in Zivilkleidung die in ein Haus einzudringen, den Bewohner erschiessen und dann zu sagen „oh, war die falsche Addresse, aber der Bewohner war bewaffnet und damit ist alles okay“ kommt da oefters vor, keine Konsequenzen fuer die Polizisten.
In den USA kann man zB. Polizisten nicht Anzeigen.
Beschwerden werden immer intern vom Revier behandelt, und die kommen fast immer zum Schluss „alles okay“. Damit stehen Polizisten in den USA de facto ausserhalb der Rechte und Pflichten die fuer normale Buerger gelten.

Die Ungleichbehandlung von der ich sprach gibt es dort schon sehr lange, und ist Teil der Kultur, mal so als krasses Beispiel: Tulsa race massacre - Wikipedia

Dazu gibt es auch Statistiken: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6080222/

Results:

Victims were majority white (52%) but disproportionately black (32%) with a fatality rate 2.8 times higher among blacks than whites. Most victims were reported to be armed (83%); however, black victims were more likely to be unarmed (14.8%) than white (9.4%) or Hispanic (5.8%) victims

Da passieren Dinge, die man sich hier eben nicht vorstellen kann, wenn man dann unsere Annahmen und Massstab ansetzt um das zu bewerten, kommt man zu schluessen die nicht unbedingt richtig sind.

Edit:
Jetzt mal ganz doof gefragt, schon mal in den USA gewesen?
LA, von den Einwohner auch gerne mal „Hell A“ genannt, kann einem die Augen oeffnen.

So eine Studie in aller Tiefe fachlich fundiert zu analysieren ist schwierig bis unmöglich, wenn man sich nicht über Jahre hinweg 8 Stunden am Tag mit diesem Thema beschäftigt und vieeele Referenzen liest. Die Schwierigkeit des oben schon angedeuteten Versuchs, alle Facetten zu berücksichtigen, wird schon bei „oberflächlicher“ Betrachtung des Textes offensichtlich. Es gilt zu berücksichtigen…

  • inwieweit diese Tode vermeidbar gewesen wäre (d.h. ob die Tötung „justifiable“ war, ein Polizist verletzt wurde usw.)
  • welche Rolle psychische Erkrankungen bei den Getöteten spielen (da ist von ~„to more than 50%“ die Rede),
  • ob (grob gesagt) der Polizist einem Flüchtenden von hinten in den Kopf geschossen hat, oder einem Angreifer ins Bein (und er ist dann „zufällig“ verblutet),
  • ob man sich die Zahlen vom FBI, NVSS oder NVDRS ansieht,
  • welche Staaten und Gebiete dort berücksichtigt werden (Nord/Süd, Rural/Urban - dort geht es um 17 Staaten, sind die vielleicht „ge-cherry-picked“?),
  • welche über die „Anzahl der Getöteten und ihre ‚Rasse‘“ hinausgehenden Zahlen werden noch erfasst (wenn man nur die Rasse erfasst, muss man jeden Unterschied, den man beobachtet, auf die Rasse zurückführen - weil es schlicht keine andere Möglichkeit gibt!),

Die gehen da ja schon recht weit, listen zumindest alle diese Faktoren auf, und auch die Limitations ihrer Untersuchung.

Aber welche Schlüsse man aus dem ganzen dann ziehen kann, ist nicht so klar. (Ihre „Conclusions“ klingen stark nach: „Wir brauchen mehr Funding, damit wir noch mehr in irgenwelchen löchrigen Daten-Halden rumstochern können“ - aber das ist normal bei solchen Veröffentlichungen).

Auf der oberflächlichsten Ebene, d.h. auf der Ebene des zitierten Teil des Abstracts, ist die Aussage klar: „Victims are disproportionally black - rate 2.8 times higher“ ( → „Racism!!!111“). In der Studie wird z.B. auch erwähnt, dass mehr als 96 Prozent der Opfer männlich sind. Ist der Grund dafür nun Sexismus bei den Cops? Nein. Polizisten rennen nicht durch die Straßen und knallen willkürlich Leute ab. Die knallen Leute ab, die gefährlich sind und Gewaltverbrechen begehen. Und das sind eben meistens Männer, und die Rate von Schwarzen, die Gewaltverbrechen begehen, ist 3.5 so hoch, wie bei Weißen (und bei Mord ca. 6.5 mal so hoch). Von vornherein anzunehmen, dass das keine Rolle spielt, bzw. die Unterschiede bei den Opferzahlen („nur“ oder auch nur „hauptsächlich“) auf die Hautfarbe zurückzuführen sind, wäre so kurzsichtig, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass jemand das ernsthaft tun könnte - außer natürlich, wenn da eine rein politisch-ideologische Motivation dahinter steckt…