Das verfehlt etwas den Punkt, um den es (mir) im Kern geht. Es geht nicht so sehr um die Frage, ob man eine bestimmte Sache „früher“ gesagt hat. Sondern eher darum, wie damit umgegangen oder der Verwendung bestimmter Worte entgegen gewirkt wird oder werden soll.
Steven Pinker hat einen Teilaspekt davon als „Euphemism Treadmill“ bezeichnet. Im wesentlichen läuft es darauf hinaus, dass ein bestimmtes Wort die Konnotation, die mit der Sache verbunden ist, die das Wort beschreibt, „aufsaugt“, und dann durch ein anderes Wort ersetzt werden muss, dass diese Konnotation nicht hat.
Besonders deutlich wird das bei dem, was (ausgehend von den USA auch in Deutschland) als „politisch korrekter Begriff“ gilt: „Negro“ (~„Neger“) war lange normal und wertfrei, und war dann irgendwann „rassistisch“. (Es geht um das Wort, das Martin Luther King in seiner I have a dream-Rede immerhin 15 mal verwendet hat - der alte Rassist, man sollte jede einzelne Statue von ihm abreißen
). Das wurde dann ersetzt durch „Colored“ (~„Farbiger“), und das dann durch „Black“ (~„Schwarzer“), das dann durch „African American“ (~„Afrodeutsche“ - dieser Übersetzungsversuch klingt schon arg hilflos…), und jetzt wird versucht, durch das durch diesen furchtbaren wischi-waschi-Begriff „People Of Color“ zu ersetzen (auf Deutsch? Joa, … wir geben einfach auf und verwenden, was auch immer die USA uns vorgeben).
Für mich ist es auch nicht schlimm. Ich kann mir kaum einen Zusammenhang vorstellen, in dem ich ein Wort wie „Neger“ verwenden sollte, um mich auf eine Person zu beziehen. Aber ich will es dürfen. (Und besonders, wenn es nur ein Teil eines Wortes wie „Negerkuss“ ist).
Alt? Ja. Mann? Ja. Weiß? Ich find’ diesen Schwarz-Weiß-Klassifikationsversuch zwar Sche!ße, aber meinetwegen. Privilegiert? Das sehe ich nicht so. Aber solange das, was da gesagt wird, die Wahrheit ist, sind die Worte zweitrangig: Wenn ich einen „Afrodeutschen“ (oder wie auch immer) als „Neger“ bezeichnen würde, und derjenige mich daraufhin als „Rassisten“, dann gibt es einen ganz wichtigen Unterschied: Ich kann ihm widersprechen. Aber er mir nicht! (Er kann nur sagen, dass ihm das Wort nicht passt, aber dass das ziemlich beliebig ist, ist ja offensichtlich…)
Oder nochmal deutlicher: Bei den Aussagen ~„Neger sind meistens coole Typen!“ und ~„Afrodeutsche sind meistens faule Schmarotzer“ ist nicht die Aussage problematisch, in der ~„Das Böse Wort“ vorkommt.
Auch @Landei : Das hier ist in diesem Zusammenhang viel passender:
Vor allem ab 1:33:
We don’t care when Richard Pryor or Eddie Murphy say it. Why? Because we know they’re not racist. They’re
's 
Ja. Das ist richtig. Und es ist richtig genau so, wie du es geschrieben hast. Aber das führt wieder zurück zum Anfang: Es geht darum, wie der Verwendung bestimmter Worte entgegen gewirkt wird. Dann ist es eben nicht mehr so, dass Sprache sich (selbst) verändert, sondern dass Sprache (von einer übergeordneten, gottgleichen Instanz) verändert wird. (Oder werden soll). Das bezieht sich einerseits darauf, was Landei schon gesagt hat…
Aber auch darauf, dass diese Veränderungen nur durch autoritäre/totalitäre Strukturen erzwungen werden können, und die Möglichkeit, Gedanken frei auszutauschen, massivst eingeschränkt wird. Wenn es nicht mal mehr möglich ist, ~„von der Masse (oder Obrigkeit) abweichende Meinungen“ auszusprechen, ist das etwas, was oft mit dem (leider etwas schwammigen) Begriff „Faschismus“ bezeichnet wird. Aber egal, wie man es nennt: Es ist nicht gut, sondern gefährlich.
Dass „political correctness“ inzwischen keine erstrebenswerten Ziele mehr verfolgt, wird glaube ich immer mehr Leuten klar. Sprache, und die Frage „was man sagen darf“ wird auf lächerlichste Weise instrumentalisiert. Und egal, wie idiotisch einem etwas erscheint: Die Amis setzen immer noch einen drauf.