Wie schlau seid ihr?

Das Modell und die Einteilung in Gut und Schlecht, Positiv und Negativ, finde ich irgendwie zweifelhaft.

Das Modell macht keine Einteilung. Das Modell ist (und das ist schon etwas erwähnenswertes und besonderes, so dass man es, wenn es indirekt in Frage gestellt, nochmal betonen sollte, um die Wichtigkeit dieser Tatsache zu unterstreichen) rein empirisch entstanden. Es gibt keine (also wirklich NULL) Theorie dahinter. Das sind einfach nur Zahlen. Ganz „dumm“ und neutral. (Das Wort „neutral“ stand im Gegensatz zu „„dumm““ hier nicht in Anführungszeichen).

Dass Leute versuchen, da was reinzuinterpretieren, und dieses arme, unschuldige (d.h. neutrale) Modell mit irgendeiner Form von „Wertung“ zu belegen, disqualifiziert eher die Leute, die das zu tun versuchen, und weniger das Modell.

Ach Scheiße… Alle fünf Persönlichkeitsmerkmale sind bei mir äußerst schlecht/schwach ausgeprägt… Demzufolge bin ich der Inbegriff der sozialen Inkompetenz… Ganz schlecht fürs Arbeitsleben, denn Kontakt zu anderen kann/darf/muss dabei nicht ausbleiben. Ich nehme an, diese Ausprägungen sind zum Ende der psychosozialen Entwicklung des Menschen auch bereits vollständig abgeschlossen.
: (

/e Aber vielleicht bin ich als Soziopath ja nicht alleine?

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Hier was Naheliegendes:

[quote] Jeder Mensch besitzt die verschiedenen Arten der Intelligenz in unterschiedlichem Maße.

  • Sprachliche oder linguistische Intelligenz . …
  • Musikalische Intelligenz . …
  • Logisch-mathematische Intelligenz . …
  • Räumlich-bildliche Intelligenz . …
  • Körperlich-kinästhetische Intelligenz . …
  • Intrapersonale Intelligenz . …
  • Interpersonale Intelligenz .[/quote]

Demnach versteifen wir uns hier zu schnell zu sehr und zu kleinlich auf die logisch-mathematische Intelligenz und vernachlässigen dabei auch die vielen anderen Formen der Intelligenz…

Gibt es eigentlich Untersuchungen zur Intelligenz bei blinden, tauben und stummen Menschen? Also bei Menschen mit körperlichen Einschränkungen? Hat dort auch „die relative Mehrheit“ einen IQ von 100?
Mehr Fragen als Antworten. :frowning:

Demnach versteifen wir und zu schnell und zu sehr kleinlich auf die wissenschaftlich-fundierte Erdform, und vernachlässigen dabei die vielen anderen Formen von Erden, die es geben könnte.

(Wenn das mal kein Beweis ist :roll_eyes: )

So… … gesetzt den Fall, es gäbe tausende erdähnliche Planeten mit „intelligenten“ Lebensformen… Hypothese dazu: Wieso gehen wir davon aus, wir seien schlauer als sie, und könnten sie zuerst erreichen? Ist es nicht viel wahrscheinlicher, da wir noch keinen Besuch von Außerirdischen hatten, dass eine so lange Reise in „vertretbarer Zeit“ gar nicht möglich ist? Ich finde es unwahrscheinlich, ohne die anderen zu kennen, mit Gewissheit sagen zu können, man sei am schlausten.

Wenn man jeden Furz als „Intelligenz“ definiert, bedeutet der Begriff am Ende nichts mehr. Ist z.B. Einfühlungsvermögen wirklich Intelligenz? Ist jemand weniger intelligent, weil er über wenig Sozialkompetenz verfügt? Ist es intelligent, wenn man sich graziös bewegen kann?

Ich habe das Gefühl, dass diese Pseudo-Intelligenzen als Participation-Trophy herhalten sollen für Leute, die beim klassischen IQ-Test schlecht abschneiden.

Es ist richtig, dass in der Vergangenheit sehr die mathematische Ausrichtung betont worden ist, und es auch andere, aber verwandte „intelligente“ Fähigkeiten gibt (z.B. sprachliche). Das ist aber noch lange kein Grund, den Begriff „Intelligenz“ bis ins Homöopathische zu verwässern.

Der Grund, warum man um Intelligenz so einen Bohei macht, ist eben der Wunsch, selbst genug davon zu haben. Warum es schlechter ist, Sozialkompetenz oder Empathie zu besitzen, und diese stattdessen unbedingt „Intelligenz“ labeln zu müssen, erschließt sich mir nicht. Der IQ ist nur eine Messgröße, wie Körpergröße. Da kommen die Zu-Kurz-Gekommenen doch auch nicht auf die Idee, dass es noch andere Formen - wie den Bauchumfang - gäbe. Und eine erweiterte Definition der Körpergröße macht auch niemanden magischerweise zu einem Dirk Nowitzki. Genauso ist es mit der Intelligenz.

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Ich finde es schade dass du dich selber so schlecht einschaetzt und deine groesste Sorge die Auswirkungen auf das Arbeitsleben ist.

In der IT sind viele „socially challenged“, das man sich lieber mit der Maschine als mit Menschen auseinandersetzt ist wohl ein Zeichen dafuer, denke nicht dass du da aus der Reihe tanzt im „Arbeitsleben“ :wink:

Wie auch auf der Wikipedia-Seite steht, ist eine schwache Ausprägung nicht notwendigerweise schlecht. Bei Neurotizismus ist das mit „selbstsicher, ruhig“ verbunden.

Da kann man lange über „Ursache“ und „Wirkung“ nachdenken :worried:

Naja doch schon. Die Big five ist nicht nur eine Klassifizierung sondern auch der Test und die Bewertung. Psychologen haben halt vom Single Responsibility Prinzip noch nie was gehört.

Und wie in diversen Quellen beschrieben, wurden die Big Five nach westlich Standards aufgestellt, die hier als äußerst positiv wahrgenommen werden. Und das ist wie man sehen kann die Persönlichkeit „Trump“. Der hat es auch augenscheinlich zum Präsidenten geschafft.
In anderen Kulturen werden andere Dinge als wichtig, positiv und negativ eingestuft. Vor allem zum Beispiel das soziale Denken. Die Big Five dagegen beschreibt regelrecht eine selbstzentrierte Persönlichkeit.

Nein, genau umgekehrt! Wenn die Persönlichkeitsmerkmale der Big 5 sehr gut ausgeprägt sind, handelt man nicht egoistisch, sondern altruistisch!

Er will halt das Beste für sein Land, oder dieses zumindest nicht zerstören… Ob man das über unsere Politiker auch sagen könnte, weiß ich nicht genau.

Openness to experience
Conscientiousness
Extraversion
Agreeableness
Neuroticism

Der einzige Punkt der das Thema ein bisschen behandelt ist Agreeableness. Aber Vergleich das nur mal mit den afrikanischen und chinesischen „Big Five“ (das sind mehr als 5 Punkte), bei denen soziales Zusammenleben, Engagement und Respekt eine übergeordnete Rolle spielen.

Die Bewertung steckt da nicht drin. Das ist etwas, was von außen vorgenommen wird (und anscheinend, meiner Beobachtung nach, gelegentlich als Scheinargument herangezogen wird, um ~„die Big Five als Unfug abzutun“). Es gibt keine Möglichkeit, Persönlichkeitszüge so klar benennbar, verläßlich und interkulturell zu erfassen. Und ähnlich wie man ein Maßband an jemanden dran halten und feststellen kann, dass er 155cm groß ist, oder ihn auf eine Waage stellen kann, und feststellen kann, dass er 143kg schwer ist, kann man mit dem Big Five Test eben erfassen, dass jemand extrovertierter als 83% aller Menschen oder gewissenhafter als 96% aller Menschen ist. Die Bewertung (~„kleines Mastschwein“ oder ~„aufdringlicher Pedant“) machen andere.

Natürlich ist das keine exakte Wissenschaft. Und natürlich kann man das auf allen möglichen Ebenen hinterfragen (und kritisieren, auch wenn man keine bessere Idee hat).

Wenn du findest, dass Extraversion und Verträglichkeit als „Maß“ für die Fähigkeiten, mit anderen Menschen umzugehen, nicht ausreicht, bin ich nicht sicher, wie du „das soziale Denken“ beschreiben würdest. (Und ich vermute, dass egal, welche Begriffe du verwendest, sie recht klar einer der fünf Dimensionen zugeordnet werden könnten…)

Was soll das denn sein? Man kann bei solchen Tests natürlich immer kritisieren, dass sie nicht gleichermaßen auf den New Yorker Investmentbanker und den Bolivianischen Stammeshäuptling anwendbar sind, aber das erwartet (und behauptet) ja auch niemand.

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Wer solln das sein? :wink: Eine Mischung aus Napoléon und Reiner Calmund? :smile:
Das Gewicht oder die Körpergröße stehen doch in keiner Korrelation zur „Intelligenz“. Sonst müsste Günther Jauch nicht gerade „schlau“ sein…

Verträglichkeit habe ich nicht abgestritten. Man könnte auch hier ewig diskutieren. Aber genug davon.

Extraversion hat null mit sozialer Kompetenz zu tun. Extraversion beschreibt die biologische Unfähigkeit des Gehirns sich selbst zu stimulieren. Kann man sich vorstellen wie eine CPU die nach einem Cycle einfach ausgeht. Deswegen müssen tendenziell extraversive Menschen sich ständig von äußeren Reizen berießeln lassen, wozu natürlich die Nähe zu anderen Menschen ideal geeignet ist. Die tatsächliche Fähigkeit mit anderen Menschen umgehen zu können, Schüchternheit, oder gar andere Menschen überhaupt zu mögen hat damit erst mal nichts zu tun.

Genauso steht Introversion für eine Überstimulation des Gehirns durch sich selbst. Weshalb introvertierte Personen zusätzliche äußere Reize oft als störend empfinden und meiden. Steht aber auch in keinem Zusammenhang mit sozialem Umgang.

Personen die Probleme mit sozialen Kontakten haben, können zu beiden Eigenschaften neigen. Dahinter stecken dann aber psychische Krankheiten, also fortführendes Verhalten trotz negativen Auswirkungen auf die Überlebensfähigkeit des Menschen.

Und jetzt lies nochmal den Punkt Extraversion von den Big Five.

Ich führe mal die asiatische Version der Big Five auf, die CPAI:
• Gleichgewicht: Innere Ruhe. Vermeidung von Konflikten.
• Beziehung: Sozialen Interaktion und Einhaltung kultureller Normen: Höflichkeiten, Austausch, Aufrechterhalten von Beziehungen.
• Tradition und Moderne: Individuellen Modernisierung als Reaktion auf gesellschaftliche Modernisierung.
• Sparsamkeit: Neigung zur Verschwendung gegenüber überlegte Ausgaben (sparen). Indikator für die soziale Antwort des Individuums auf schnelles Ökonomisches Wachstum und steigendem Materialismus.
• Abwehrhaltungs-Mentalität: Verteidigungsmechanismus aus Selbsterhaltungstrieb, z.B. das Abschieben von Schuld auf Andere und Selbstverstärkung, um die eigene psychische Integrität vor z.B. Niederlagen zu schützen. (Extreme sind hier schlecht)
• Güte: Aufgeschlossenheit und freundlicher Umgang mit Menschen.
• Wahrheitsliebe: Vertrauenswürdigkeit und Zuverlässigkeit
• Gesicht: Aufrechterhaltung des Gesichts und soziale Verhaltensweisen das eigene Gesicht aufzuwerten.
• Familienorientierung: Sinn für familiäre Solidarität. Familie bietet emotionale und wirtschaftliche Stabilität.
• Somatisierung: Stärke von physischen Symptomen auf psychische Probleme

Vergleich das mal mit den Big Five, die ganz klar individuelles Verhalten hervorheben, im Vergleich zu der gesellschaftlichen Dimension im asiatischen Raum.

Nicht jede schüchterne Person ist krank.

Extraversion wird von der Gesellschaft als soziale Kompetenz verlangt.
Mit introvertierten Menschen, die nicht kommunikationssicher auftreten können, ist kein Preis zu gewinnen - sie taugen nichts.

Ich umgehe solche Reize auch, und bin inzwischen ziemlich gut darin geworden, mögliche Störquellen frühzeitig zu erkennen und ihnen aus den Weg zu gehen. :slight_smile:

Was ist das? Der Dalai Lama? Für mich eher „Quatsch“, bzw., eine Selbstverständlichkeit.

Vielleicht sollte man das auch, zB. Gedanken wie „alle anderen sind dumme Arschgeigen!“, „People suck“ etc. sind, wie man mir erklaert hat, klare Anzeichen dafuer, das in mir etwas nicht in der Balance ist.

Wenn ich mir die Uebersetzung vom englischen „selfish“ ansehe („egoistisch, eigennuetzig, selbstsuechtig“), koennte ich ja fast glauben das waere eine schlechte Sache… nur, ist es das wirklich?
Wenn ich nicht dafuer sorge trage dass es mir gut geht, mich sogar schlecht fuehlen sollte wenn ich das tue, wie gut bin ich dann wirklich darin dafuer zu sorgen dass es anderen gut geht?

Much ich Buddha/Dalai Lama/Jesus/Mohamed werden um ein „guter Mensch“ zu sein?
Hmm…

Sehe ich genauso!

Nicht jeder der hustet has Lungenkrebs… „schuechtern“ vs. „soziale Isolation“, die Unfaehigkeit Beziehungen aufzubauen und zu pflegen ist ein Zeichen dafuer, dass da externe Hilfe wohl gut waere.
Wenn ich Zahnschmerzen habe, gehe ich zum Zahnarzt, ich hab auch 'nen Arzt fuer mein Knie, bei Einsamkeit und Depressionen mache ich… nix?

Ziemlich hart das so zu sehen IMHO und was heisst eigentlich „kommunikationssicher“?
Reicht es nicht anderen zu zeigen, wo man gerade steht so dass diese auf meine Beduerfnisse eingehen koennen? (und es kann schon verdammt schwer sein „offen“ zu sein)
Oder ist etwa gemeint anderen zu sagen was diese tuen sollten? :wink:

TMII sprach ganz klar von „schüchtern“. Und auch „soziale Isolation“ muss nicht unbedingt etwas krankhaftes sein. Wenn ich keine Freunde haben will, oder besser, solche nicht, die mit mir auch befreundet sein möchten, da es keine unidirektionalen Freundschaften gibt, kann noch so viel herumgedoktort werden, es hätte keinen Effekt.

Depression ist behandelbar, Einsamkeit nicht. Es gibt keine „ich habe 100 neue Freunde“-Pille. Außerdem folgt aus Einsamkeit nicht immer zwingend eine Depression - wenngleich diese diese begünstigt.

Mit Kommunikation ist gemeint, anderen etwas über sich zu erzählen, zu prahlen, zu beeindrucken usw. usf.

Menschen sind soziale Tiere, wir brauchen Verbindungen, sonst fuehlen wir uns schlecht.

Ursache vs Wirkung, Schmerzmittel „behandlen“ auch Zahnschmerzen… antidepressiva behandeln auch nur die Symptome.

Mit Kommunikation ist gemeint, anderen etwas über sich zu erzählen, zu prahlen, zu beeindrucken usw. usf.

das ist IMHO keine Kommunikation, eher das Gegenteil davon…

Edit: Um es mal auf den Punkt zu bringen, kognitive Verhaltenstherapie ist etwas das die Ursache von Einsamkeit behandeln kann.

Nun, ich bin kein Psychologe. Und ich bin gerade nicht sicher, ob die Tatsache, dass die Beschreibung stark von dem „intuitiven“ Verständnis (und der (ein wenig, aber nicht viel) über die Zusammenfassungen auf Wikipedia hinausgehenden Vorstellung, die ich von diesen Begriffen habe) abweicht, darauf zurückzuführen ist, dass du Experte bist, oder darauf, dass du etwas falsch verstanden hast. (Ja, is’ manchmal schwierig). Diese Begriffe so sehr auf etwas „rein biochemisches“ wie Gehirnaktivität runterbrechen zu wollen erscheint mir jedenfalls seeehr suspekt - und trotzdem würde ich noch dagegen halten, dass diese Unterschiede in der Gehirn-Chemie sich dann ja vielleicht gerade in den Dingen äußern, die dem allgemeinen Verständnis entsprechen.

So ganz krieg ich den Widerspruch von

TMII: „Extraversion hat null mit sozialer Kompetenz zu tun“
Wikipedia: „Dieser Faktor beschreibt Aktivität und zwischenmenschliches Verhalten.“

jedenfalls gerade nicht aufgelöst. Mag an der Uhrzeit liegen.

Davon hatte ich bisher nicht speziell was gehört, und man findet auch nicht sooo viel dazu. Spontan würde ich sagen, dass viele der Punkte (etwas esoterisch klingen, aber) sicher sehr direkt auf die Big Five abgebildet werden können. (Ich meine, wenn man sich klar macht, wie die Big Five entstanden sind, könnte man sich gut vorstellen, dass man auch die „Middle-Sized 12“ oder die „Small 47“ hätte definieren können :wink: ). Ein schnelles Suchergebnis zu CPAI liefert z.B. eine Untersuchung, die sagt

When the CPAI was jointly factor analyzed with the revised NEO personality inventory (NEO-PI-R), it was found that the Interpersonal Relatedness factor was distinct from the Big Five of the Five-Factor Model (Cheung et al., 2001). On the other hand, the domain of openness was absent from the CPAI.

Wobei man da natürlich beliebig tief in die Forschung reinzoomen kann. (Das Paper hatte ~12 self-citations, was ich suspekt finde, aber vielleicht ist das in der Psychologie normal(er)…).

Ich verstehe jedenfalls immer noch nicht, warum der Test immer mit einer „Wertung“ verbunden wird, oder (noch eine Stufe weiter) eine „selbstzentierte Persönlichkeit“ beschreiben soll.